Das Angebot von KKR ist ein Witz
Datagroup/KKR
Das Angebot
ist ein Witz
Von Karolin Rothbart
Der US-Finanzinvestor KKR will den schwäbischen IT-Dienstleister Datagroup kaufen und von der Börse nehmen. Es ist ein altbekanntes Spiel, das Finanzinvestoren seit einigen Jahren in Deutschland und anderen Ländern treiben: Wo die Aktienkurse börsennotierter Firmen deren inneren Wert über längere Zeit nicht widerspiegeln, wird – teils in Zusammenarbeit mit Großaktionären – kurzer Prozess gemacht und eine Übernahme inklusive Delisting auf den Weg gebracht. Allein im Software-Bereich gibt es mehrere jüngere Beispielfälle, wie die Software AG, SNP Schneider-Neureither oder Nexus.
So weit, so unschön für professionelle Minderheitsaktionäre, die aufgrund von Anlagerichtlinien oft fast schon gezwungen sind, solche Angebote anzunehmen. Bei Datagroup will KKR den Aktionären nun allerdings ein „äußerst attraktives“ Angebot von 54 Euro je Aktie gemacht haben. Das Angebot liege sogar deutlich über dem Wert, den ein von KKR eigens beauftragtes Bewertungsunternehmen für Datagroup ermittelt habe. Aktionäre hätten damit Gelegenheit, „sofort einen erheblichen Teil der potenziellen zukünftigen Wertschöpfung zu realisieren“. Auch der Vorstand und Aufsichtsrat bewerben das Angebot als „fair und attraktiv“.
Deutliches Gewinnwachstum erwartet
So viel marktschreierische Euphorie kennt man sonst eigentlich nur vom Teleshopping. Die Aktionäre sollten an der Stelle aber nochmal kurz auf den Research-Kanal umschalten. Denn aus Sicht von Analysten reicht das Kurspotenzial der Datagroup-Aktie weit über den Angebotspreis von KKR hinaus. Von den in diesem Jahr taxierten Zwölfmonats-Zielkursen liegt Berenberg mit 70 Euro noch am untersten Ende der Spanne. Die Quirin Privatbank rechnet gar mit 87 Euro. Bei Bloomberg erfasste Analysten gehen in den nächsten paar Jahren von einem kontinuierlichen Wachstum des Unternehmens von durchschnittlich mehr als 6% aus – der Gewinn vor Steuern soll sogar noch deutlich stärker zulegen. Sicher, manche Analysten sind oft so treffsicher, wie Finanzinvestoren altruistisch sind. In der Gesamtheit sprechen ihre Urteile aber eine klare Sprache: Attraktive Angebote sehen anders aus.