KommentarLufthansa

Das Gegenteil von smart

Mit dem Abschluss bei Discover treibt Lufthansa VC und Ufo auf die Palme. Streiks sind aber angesichts der sonstigen Schwierigkeiten das letzte, was die Airline braucht.

Das Gegenteil von smart

Lufthansa

Das Gegenteil
von smart

Von Lisa Schmelzer

In der Airline-Branche wird vor allem Englisch gesprochen. Deshalb wird das Folgende jeder dort verstehen: Was Lufthansa mit dem Tarifabschluss bei der Tochter Discover Airlines kürzlich eingetütet hat, ist das Gegenteil eines „smart move“. Denn die mit der Gewerkschaft Verdi gefundene Einigung für Piloten und Flugbegleiter beim Urlaubsflieger erzürnt nun die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit sowie die für die Interessen der Flugbegleiter kämpfende Ufo und könnte daher Streiks zur Folge haben. Mit der Verdi hat die Fluggesellschaft sich nämlich mit der Gewerkschaft geeinigt, die beim fliegenden Personal der Lufthansa die unwichtigste Rolle spielt. Dass das die anderen, wichtigeren Arbeitnehmervertretungen auf die Palme treibt, war so sicher wie das Amen in der Kirche. Diese Einigung, die von der Lufthansa-Führung zunächst vermutlich als Weg des geringsten Widerstandes oder eben „smart move“ wahrgenommen wurde, könnte dem Management also demnächst um die Ohren fliegen. Dabei müsste den Tarifpolitikern doch klar sein, dass es angesichts der Vielzahl an Gewerkschaften im Konzern bei Lufthansa eben so einfach nicht geht. Und dass diplomatisches Geschick viel eher zum Ziel führt als der Einsatz von Brechstangen.

Kein kluger Schachzug

Gerade jetzt wäre es indes so wichtig, dafür zu sorgen, dass alle Lufthanseaten an einem Strang ziehen. Denn das Geschäft ist für die Airline-Industrie nach einem kurzen Post-Corona-Boom wieder deutlich schwieriger geworden. Lufthansa musste bereits mit einer Gewinnwarnung auf die aufziehenden Turbulenzen reagieren. Die Ticketpreise sind unter Druck, die Kosten vor allem am Heimatmarkt Deutschland gehen durch die Decke, der Kapazitätsaufbau lahmt wegen der Probleme bei Boeing und anderen, und geopolitische Konflikte wie der im Nahen Osten erschweren das Geschäft zusätzlich. Da braucht es Streiks wie eine beidseitige Lungenentzündung. Auf Deutsch bedeutet „smart move“ ja so viel wie kluger Schachzug. Bei dem Abschluss bei Discover Airlines könnte es sich aber vielmehr um einen Rohrkrepierer handeln, wie auch immer das auf Englisch heißen mag.

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