Das große Geschäft mit der Inauguration
Notiert in Washington
Großes Geschäft mit der Inauguration
Von Peter De Thier
Seit Jahren zählt die US-Hauptstadt Washington, D.C. nicht nur zu den teuersten Metropolen der USA. Nach Angaben der statistischen Firma Numbeo belegt das Ballungszentrum der politischen Macht sogar den siebten Platz auf der Weltrangliste der kostspieligsten Städte. Dabei könnte sich Washington kurz nach der Jahreswende sogar selbst übertreffen. Grund dafür ist die bevorstehende Inauguration des 47. Präsidenten oder der ersten Präsidentin, sollte Kamala Harris die Wahl gewinnen.
In einem Sektor, nämlich dem Hotelgewerbe, haben die Preise historische Rekordstände erreicht. Dass Besucher aus aller Welt die Feierlichkeiten rund um die 60. Amtseinführung miterleben wollen, ist verständlich. Weniger leicht nachvollziehbar sind allerdings die Preise, die sie zu zahlen bereit sind. Werden Unterkunft, Verköstigung, Eintrittskarten und Transport berücksichtigt, dann handelt es sich um einen teuren Spaß. So kann das gesamte Wochenende pro Person ohne Weiteres einen vierstelligen Dollarbetrag kosten.
Rekordpreise für Hotelzimmer
Bereits im September verlangte das Kimpton Hotel im Stadtviertel Penn Quarter von Gästen für ein Einzelzimmer die Rekordsumme von 2.800 Dollar pro Nacht. Das Westin Hotel in Crystal City, das nicht einmal in der Hauptstadt liegt, sondern dem Vorort Crystal City, stellt pro Nacht 1.541 Dollar in Rechnung. Selbst Zimmer der Billig-Hotelkette Comfort Inn streifen die 1.000 Dollar Marke. Der übliche Preis dort: So um die 100.
Auffallend ist dabei, dass selbst vier Jahre nach der Corona-Pandemie die Folgeerscheinungen der Krise für die immense Nachfrage verantwortlich sind. Wie Elliott Ferguson, Chef der Marketingabteilung der Hauptstadt, feststellt, ist das Interesse an Inaugurationen, die alle vier Jahre stattfinden, immer groß. „Einzigartig ist diesmal aber, dass wegen der Pandemie deutlich weniger Leute im Januar 2021 Bidens Vereidigung live miterlebten. Deswegen besteht für das potenziell historische Ereignis im Januar und die damit verbundenen Bälle und Partys nun entsprechend großer Nachholbedarf“, so Ferguson.
Nicht nur Washington betroffen
Die überzogenen Preise machen sich aber nicht nur in der Hotelbranche bemerkbar. Wie aus Angeboten auf den Onlineplattformen Airbnb und VRBO hervorgeht, wittern zudem private Haus- und Wohnungseigentümer eine große Chance. Und das gilt keineswegs nur für Washington sowie die unmittelbaren Randgebiete.
So leben wir seit zehn Jahren in Reston im US-Staat Virginia. Dort werden bei Berücksichtigung aller Gebühren während der Inauguration Zweizimmerwohnungen für bis zu 2.800 Dollar pro Nacht angeboten. Was die Vermieter in vielen Fällen potenziellen Gästen aber vorenthalten: An normalen Tagen dauert die Fahrt in die Washingtoner Innenstadt etwa eine halbe Stunde. Am 20. Januar könnte sie aber wegen der Absperrungen mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Da wird vielen Besuchern die Freude an dem historischen Ereignis schnell vergehen.