KommentarDigitale Infrastruktur

Das Nadelöhr der KI

Der Einsatz von KI erfordert ein Ökosystem, dessen Aufbau Milliarden kostet. Dabei ist Europa für Investoren keinesfalls weniger attraktiv als die USA.

Das Nadelöhr der KI

Digitale Infrastruktur

Das Nadelöhr
der KI

Von Heidi Rohde

Der Einsatz von KI erfordert ein Ökosystem, dessen Aufbau Milliarden kostet. Dabei ist Europa für Investoren keinesfalls weniger attraktiv als die USA.

500 Mrd. Dollar – die schiere Zahl ist gewaltig und ein schillerndes Willkommensgeschenk von Big Tech für den neuen US-Präsidenten, das dieser als unmittelbare Dankesgeste für seine angekündigte Deregulierungsinitiative begreifen darf. Denn diese soll unter anderem vermeintliche Innovationshemmnisse bei neuen Technologien aus dem Weg räumen und ist damit auch ein Signal an Investoren, dass Wetten auf die Zukunft in den USA an dieser Stelle mit geringeren Risiken behaftet sein sollen. Das angekündigte Joint Venture für den Bau von Rechenzentren adressiert eine offene Flanke der von Big Tech vorangetriebenen KI-Revolution. Sie erfordert ein Infrastruktur-Ökosystem, das allerdings über wachsende Zahl großvolumiger Computergaragen hinausgeht und gerade deshalb für Investoren verschiedener Asset-Segmente attraktiv ist.

Wachsende Nachfrage

Während die Beteiligten mit dem klangvollen Namen „Stargate“ nun für Investitionen in den USA trommeln – wobei vorerst nebulös bleibt, wo die Gesamtsumme von einer halben Bill. Dollar am Ende herkommen soll –, ist eine Kapitalallokation in Europa für entsprechende Geldgeber womöglich noch interessanter. Denn zum einen ist die Dichte an Datencentern noch deutlich geringer als in den USA, die Nachfrage nach Rechenkapazitäten für KI-Anwendungen wächst indes ebenfalls rasant. Nicht zuletzt Microsoft, Google und Amazon haben vor allem hierzulande Bedarf angemeldet und sich neben eigenen Investitionen in Rechenzentren selbst als zahlungskräftige Kunden empfohlen.

Schlüsselelemente

Darüber hinaus ist wichtige Anschluss-Infrastruktur, ohne die kein Rechenzentrum operieren kann, nämlich Glasfaser und Energieversorgung, in Europa zwar ohne Zweifel noch von Engpässen geprägt, aber die Herausforderungen in den USA dürften nicht geringer sein. Der Glasfaserausbau steckt dort in den Kinderschuhen – nicht ohne Grund, kommt er angesichts der zu erschließenden Fläche doch einem Jahrhundertprojekt gleich. Auch Stromerzeugung und -verteilung sind in den USA mit teilweise erheblichen Mängeln behaftet. Europa kann immerhin auf größere Fortschritte bei der Erzeugung erneuerbarer Energien und auch Speichertechnologien dafür verweisen. Insgesamt ist ein Investment in Infrastruktur in der KI-Wertschöpfungskette in Deutschland und Europa für Anleger im Vergleich zu den USA womöglich deutlich risikoärmer und damit attraktiver.

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