Der Ölmarkt ist zum Spielball der Geopolitik geworden
Ölmarkt
Spielball
der Geopolitik
Von Dieter Kuckelkorn
Der Brent-Preis ist zuletzt zwar wieder zwei Tage rückläufig gewesen und unter die Marke von 80 Dollar gefallen, zuvor war er allerdings innerhalb weniger Tage um immerhin 7% gestiegen. Dies überrascht, da Analysten derzeit für den Ölpreis wieder sehr pessimistisch geworden sind. So haben die Rohstoffexperten von Goldman Sachs jetzt ihre Prognose für Brent Crude um 5 Dollar je Barrel auf 75 bis 80 Dollar gesenkt. Sie verweisen dabei auf eine schwächere Nachfrage in China, auf höhere Lagerbestände und eine steigende amerikanische Schieferölproduktion. Vor allem aber rechnen sie damit, dass die Opec, wie bereits seit längerem angekündigt, bald damit beginnen wird, die zuletzt umfangreichen Förderkürzungen von mehr als 2 Mill. Barrel pro Tag (bpd) langsam zurückzuführen und die Produktion wieder zu steigern.
Risiken manifestiert
Dann aber haben sich wieder einmal geopolitische Risiken manifestiert, die den beschriebenen Anstieg des Ölpreises auslösten. Neben den Sorgen, dass es doch noch zu einem großen Krieg zwischen Israel und dem Iran kommen könnte, ist es wieder einmal der Ausfall der libyschen Ölproduktion, die immerhin rund 1,2 Mill. bpd ausmacht. Erneut ist dafür letztlich die Spaltung des Landes in den Westen und Osten mit zwei konkurrierenden Regierungen verantwortlich. Es lässt sich derzeit nicht sagen, wie lange der Ausfall andauern wird. In der Vergangenheit waren es aber ab Januar 2020 auch schon einmal neun lange Monate. Betroffen ist übrigens wieder einmal in erster Linie Europa, wohin der Löwenanteil des libyschen Öls, zuletzt rund 85%, fließt. Dabei ist es bekanntlich langwierig und teuer, Raffinerien, die auf bestimme Ölsorten eingestellt sind, auf andere umzurüsten.
Kampf um Rohstoffe
Die jüngsten Ereignisse machen wieder einmal deutlich, dass aufgrund der zahlreichen internationalen Konflikte, bei denen es häufig letztlich um den Zugang zu Energie und andere Rohstoffe geht, die Geopolitik zu einem entscheidenden Faktor auf den Rohstoffmärkten geworden ist, der dem Spiel von Angebot und Nachfrage kaum an Bedeutung nachsteht.