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Der Ölpreis dürfte schon bald wieder steigen

Der Brent-Ölpreis ist unter 74 Dollar gefallen, weil laut Medienberichten Israel angeblich auf einen Angriff auf die iranische Ölinfrastruktur verzichten will. Aber selbst wenn dies zutreffen sollte: Die Gefahr einer Eskalation im Nahostkrieg ist sehr groß, und der Ölpreis dürfte schon in Kürze wieder deutlich steigen.

Der Ölpreis dürfte schon bald wieder steigen

Nahostkrieg

Ölpreis dürfte bald
wieder steigen

Von Dieter Kuckelkorn

Der Ölmarkt ist ein Spielball der Politik. Wer daran zweifelt, wird aktuell wieder einmal eines Besseren belehrt. Ein Zeitungsartikel in der „Washington Post“ hat am Dienstag für einen Rückgang des Brent-Ölpreises um 5% auf unter 74 Dollar gesorgt, womit die geopolitische Risikoprämie im Ölpreis aufgrund des Nahostkriegs wieder einmal fast völlig verschwunden ist. Die Zeitung hatte berichtet, der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu habe zugesagt, die iranische Ölinfrastruktur nicht anzugreifen. Ein Ausschalten der iranischen Ölförderung durch einen israelischen Angriff würde dem Markt derzeit bis zu 3,5 Mill. Barrel pro Tag (bpd) entziehen. Auch wenn dies in etwa den freien Produktionskapazitäten des Kartells Opec plus entspricht und somit auf mittlere Sicht ausgeglichen werden könnte, wäre ein solcher Angriff dennoch ein Schock für den Markt, der in einem deutlichen Preisanstieg resultieren würde. Allerdings könnte es noch schlimmer kommen, denn die iranische Regierung hatte zuletzt gedroht, im Falle eines israelischen Angriffs Ölanlagen anderer Staaten am Golf ausschalten zu wollen. Außerdem steht nach wie vor die Drohung einer Sperrung der Meeresenge von Hormus im Raum, durch die etwa ein Viertel des weltweit per Schiff transportierten Rohöls und LNG-Erdgases transportiert wird. Die Rohstoffanalysten der schwedischen Bank SEB halten einen Anstieg des Ölpreises auf 350 Dollar für den Fall einer einmonatigen Sperrung der Straße von Hormus für wahrscheinlich.

Der gegenwärtige Abbau der Risikoprämie erscheint übertrieben, denn nach wie vor besteht eine erhöhte Eskalationsgefahr. So gibt es in der israelischen Regierung Hardliner, die aktuell eine gute Gelegenheit sehen, das aus ihrer Sicht bestehende Problem eines in der Region stärker werdenden Irans ein für alle Mal zu lösen. Zudem lässt sich auch eine klare Eskalation in den jeweiligen Bomben- und Raketenangriffen der Israelis auf den Libanon, Syrien und den Gazastreifen und der Hisbollah-Miliz auf Israel erkennen. Somit ist zu erwarten, dass der Ölpreis schon bald wieder deutlich ansteigt.

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