Deutsche Banken verlieren sich im Klein-Klein
Deutsche Banken
Klein-Klein
statt Visionen
Von Philipp Habdank
Deutsche Banker sind offen für die Bankenkonsolidierung. Doch das gilt nur so lange, wie das eigene Haus davon nicht betroffen ist.
Eigentlich waren sich europäische Banker und Politiker in einer Sache einmal einig. Europa braucht stärkere und größere Banken, um es mit den großen US-Instituten aufnehmen zu können. Die Debatte drehte sich daher lange um die Frage, wie grenzüberschreitende Bankenfusionen erleichtert werden können. Doch nun, da dieses Gedankenspiel mit dem feindlichen Übernahmeversuch der Commerzbank durch die italienische Unicredit plötzlich Realität werden könnte, finden unsere Banker das grenzüberschreitende Fusionsthema auf einmal gar nicht mehr so toll.
Bettina Orlopp wird nicht müde zu betonen, dass die Strategie der Commerzbank eine eigenständige sei, auch wenn man per se überhaupt nicht gegen die Konsolidierung sei. Im Gegenteil: Die Bank würde schließlich selbst Zukäufe tätigen. Allerdings kleinere, die leicht zu verdauen sind. Große Integrationen – wie beispielsweise nach der Übernahme der Dresdner Bank – scheut die Bank. „Das freut dann vor allem unsere Wettbewerber, weil wir mit uns selbst beschäftigt sind“, begründet Orlopp die Zurückhaltung.
Deutsche Banken konsolidieren im kleinen Stil
Ein Branchenkollege springt ihr zur Seite. „Ich weiß nicht, ob die großen Megafusionen wirklich die Lösung sind“, sagt BNP-Deutschlandchef Lutz Diederichs und hebt kleinere Deals hervor. Seine Bank hat passenderweise gerade erst das Private Banking der HSBC Deutschland übernommen. Diederichs zufolge dürfte Konsolidierung nicht so eindimensional betrachtet werden. Sie finde längst statt, aber halt nicht immer laut in der Öffentlichkeit.
Damit hat er recht. Im Kleinen tut sich einiges. Die Commerzbank übernimmt kleine Assetmanager. Kleine Sparkassen fusionieren zu größeren Instituten. Gleiches gilt sogar noch stärker für den Genossenschaftssektor, wo sich Volks- und Raiffeisenbanken zusammentun und mit der DZ Bank tatsächlich nur noch ein einziges Spitzeninstitut besteht.
Auslandsbanken ohne Scheu bei Übernahmen
Zur Wahrheit gehört aber auch: Wenn eine größere Bank den Besitzer wechselt, steht auf der Käuferseite in der Regel keine deutsche Bank. Die OLB und Hamburg Commercial Bank (ehemals HSH Nordbank) wurden von Finanzinvestoren privatisiert. Die Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe ging zuletzt für 672 Mill. Euro an die von der niederländischen ABN Amro kontrollierte Bethmann Bank. Deutsche Banker sagen gern, dass sie die großen Übernahmen bewusst meiden – vielleicht bleibt ihnen aber auch schlicht keine andere Wahl. Ausländische Banken scheuen diese Übernahmen schließlich nicht.