Deutschen Banken dicht auf den Fersen
Revolut
Deutschen Banken auf den Fersen
Von Carolin Kassella
Es ist für die deutsche Finanzindustrie
ein fatales Signal,
dass ein ausländisches Fintech hierzulande
so einfach Marktanteile abgreifen kann.
Angesichts der jüngsten Geschäftszahlen der britischen Neobank Revolut für 2024 sollte nicht nur dem direkten Konkurrenten N26 angst und bange werden. Denn die Briten können trotz schwieriger Wirtschaftslage ein beeindruckendes Wachstum vorweisen – und das über sämtliche Kennzahlen wie Erträge, Vorsteuerergebnis, Kundenbasis und Einlagen hinweg. Auch im N26-Heimatmarkt Deutschland kommt Revolut nach eigenen Angaben stetig voran, sowohl im Privat- als auch Firmenkundensegment und mit zweistelligen, teils dreistelligen Wachstumsraten.
Banken lassen sich Marktanteile abnehmen
Es ist nicht nur für deutsche Fintechs ein fatales Signal, dass ein ausländisches Start-up hierzulande so einfach Marktanteile abgreifen kann. Auch deutsche Legacy-Banken, die seit Jahren angeblich auf Investitionen in Digital-Banking und Technologie schwören, sollten in Alarmbereitschaft versetzt sein. Schenkt man den Angaben von Revolut Glauben, kommt Europas wertvollstes Fintech in Deutschland nun auf über 2 Millionen Kunden. N26 zählt nach eigener Aussage rund 5 Millionen, die Direktbank DKB etwa 5,8 Millionen. Das ist zwar noch ein Vorsprung, Welten liegen dazwischen jedoch nicht.
Compliance-Systeme kein Wettbewerbsvorteil mehr
Hinzu kommt, dass Revolut ihre Hausaufgaben in Sachen Compliance macht und klassische Geldhäuser diesen Wettbewerbsvorteil somit nicht länger geltend machen können. Zwar fiel die Neobank in den ersten Jahren nach dem Marktstart 2015 mit Problemen bei der Rechnungslegung und Verstößen gegen EU-Vorschriften auf. Doch neben all den Wachstumsambitionen ist den Briten offenbar bewusst gewesen, dass sie hier dringend nachbessern müssen.
Das relativ neue interne Bonus-System „Karma“ wird zwar von Beobachtern aufgrund der Mitarbeiterüberwachung kritisiert, soll aber die richtigen Anreize für eine gesunde Risiko- und Compliance-Kultur schaffen – also das, was auch bei deutschen Banken gern mal Mangelware ist. Man denke nur an die jüngsten Skandale im genossenschaftlichen Sektor.
Profitabilität? Kein Problem
Darüber hinaus haben Revolut und auch N26 – das muss man den Berlinern zugutehalten – inzwischen Profitabilität erreicht. Der Weg zum Break-even galt lange als Achillesferse der Challenger-Banken, auch in Hinblick auf die Attraktivität für Investoren. Derweil scheint ein IPO von Revolut in greifbarer Nähe. Das würde den Briten global weiter Auftrieb verleihen.