KommentarPowell und Trump

Harter Gegner für Trump

Die Fed signalisiert weniger Zinssenkungen in 2025. Damit dürfte sich der Konflikt mit Donald Trump um die Unabhängigkeit der Notenbank zuspitzen. Es drohen Turbulenzen an den Märkten.

Harter Gegner für Trump

Harter Gegner
für Trump

US-Notenbank

Von Martin Pirkl

Die Fed signalisiert weniger Zinssenkungen für 2025. Der Kampf um die Unabhängigkeit der Notenbank mit Donald Trump spitzt sich zu.

Die Finanzmärkte sind enttäuscht, dass die Fed für 2025 nur noch Spielraum für zwei Zinssenkungen ausmacht. Größeres Ungemach droht den Anlegern jedoch an anderer Stelle. Denn nicht nur die Investoren hätten gerne niedrigere Zinsen, sondern auch der designierte US-Präsident.

Mit günstigeren Finanzierungskonditionen will Donald Trump die US-Wirtschaft zum Brummen bringen. Das versprach er im Wahlkampf, in dem er auch regelmäßig scharf gegen die Fed und insbesondere deren Vorsitzenden Jerome Powell schoss. Kürzlich sagte Trump zwar, dass er nun doch nicht auf eine Absetzung von Powell hinarbeiten möchte, aber ob diese Meinung Bestand hat, ist höchst ungewiss.

Eigentore von Trump

Schließlich ist Trump für seine volatilen Meinungen geradezu berühmt-berüchtigt. Der Drang, Powell durch einen ihm genehmeren Notenbanker zu ersetzen, dürfte durch den neuen Zinsausblick größer werden. Auch wenn es ironisch ist. Schließlich ist die Zoll- und Migrationspolitik Trumps gerade der Grund dafür, weshalb weniger Zinssenkungen anstehen dürften, als dem Republikaner lieb sind. Fraglich ist jedoch, ob Trump die Auswirkungen seiner Politik auf die Inflation versteht.

Auch eine Absetzung Powells – und damit letztlich ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed – wäre ein Eigentor Trumps. Denn die Finanzmärkte dürften mit einem deutlichen Anstieg der Risikoprämien auf US-Staatsanleihen reagieren. Eine Notenbank, bei der man bezweifeln muss, dass sie sich wirklich um Preisstabilität kümmert, ist zudem Gift für die Wirtschaft. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit hierfür ist die Türkei. Die Einmischungen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan katapultierten die Inflation in die Höhe, während die Wirtschaft trotz der vergleichsweise niedrigen Zinsen in der Krise steckte.

Unabhängigkeit der Fed nicht so leicht zu erschüttern

Hoffnung sollte machen, dass es für Trump gar nicht so einfach wäre, die Fed umzukrempeln. Zum einen kann Trump Powell nicht nach Belieben austauschen, sondern nur aus einem „wichtigen Grund“, wie etwa Unfähigkeit, die Pflichten des Amtes wahrzunehmen. Und selbst wenn es Trump gelingt, Powell zu ersetzen, ist damit noch lange nicht gesagt, dass die Fed dann nach seiner Pfeife tanzt. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán installierte einen Vertrauten als Notenbankchef. Mit diesem lag er dann über Jahre im Streit. Denn dieser widersetzte sich dem Wunsch nach niedrigen Zinsen – mit Verweis auf das Mandat der Preisstabilität.

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