LeitartikelFundraising-Blamage der DWS

Der Markt braucht keinen x-beliebigen Direct-Lending-Fonds

Die Emanzipationsversuche von DWS und Deutscher Bank im Private-Credit-Geschäft sind krachend gescheitert. Was bleibt, sind verschwendete Ressourcen und die Hoffnung auf Altbewährtes.

Der Markt braucht keinen x-beliebigen Direct-Lending-Fonds

Deutsche Bank/DWS

Warum denn nicht gleich so?

Von Philipp Habdank

Die Fundraising-Blamage der DWS zeigt, dass der Markt keinen weiteren x-beliebigen Direct-Lending-Fonds braucht.

Auf den ersten Blick klingt es wie der ganz große Wurf: Einer von Deutschlands größten Vermögensverwaltern und Deutschlands größte Bank tun sich im Private-Credit-Geschäft zusammen. Bei genauem Betrachten ist die in der vergangenen Woche verkündete Kooperation zwischen DWS und Deutscher Bank aber vor allem eines: das Eingeständnis, dass man es allein nicht geschafft hat.

Der DWS mit ihrem ambitionierten CEO Stefan Hoops ist es nicht gelungen, trotz vermeintlich großer Hirings eine schlagkräftige Truppe aufzubauen, die Investoren am Markt überzeugt. Zwar wurden mit Rene Hartert und Niels Kleijn zwei Leveraged-Finance-Banker geholt, die im deutschsprachigen Markt und in der Benelux-Region gut verdrahtet sind. Und auch an die Spitze setzte die DWS mit Paul Kelly (Head of Alternatives) und Dan Robinson (Heald of Alternative Credit) zwei angelsächsisch geprägte Banker, deren Lebensläufe sich zweifelsohne sehr gut lesen.

Der DWS fehlte ein echtes Alleinstellungsmerkmal

Nur bildete sich eine griffige Private-Credit-Strategie mit einem echten Alleinstellungsmerkmal gegenüber den unzähligen anderen Kreditfonds am Markt in dieser Konstellation nicht heraus. Im Direct Lending, also der Finanzierung von Private-Equity-Deals, ist der Mainstream-Markt gesättigt. Frisches Geld fließt in etablierte Manager mit guter Erfolgsbilanz. Warum also einem neuen Manager Geld zur Finanzierung eines Plain-Vanilla-LBO geben, wenn man es auch einem erfahrenen Manager anvertrauen kann, der das nachweislich gut seit vielen Jahren macht?

Der Markt wartet nicht auf den nächsten x-beliebigen Direct-Lending-Anbieter. Ohne echtes Alleinstellungsmerkmal haben neue Fonds derzeit keine Chance. Es überrascht daher nicht, dass Hoops die Zukunft von Private Credit im Asset-Based Lending sieht, also der mit Vermögenswerten besicherten Kreditvergabe. Das wiederum sind aber andere Kunden als im Direct Lending. Hier geht es um Unternehmen, die Finanzierungen für Maschinen oder Fuhrparks suchen und oft keinen Private-Equity-Investor im Rücken haben.

Schulterschluss mit Deutscher Bank für DWS alternativlos

Das ist ein komplett anderes Dealsourcing. Die Kreditentscheidung trifft hier das Unternehmen und nicht der Private-Equity-Gesellschafter. Um einen Deal zu machen, reicht es reicht dann nicht mehr, wenn ein Kreditfonds dafür regelmäßig die Metropolen London, Frankfurt und München abklappert, wo die meisten Beteiligungsgesellschaften und Intermediäre sitzen. Vielmehr braucht es ein dezentrales Vertriebsnetz.

Dafür wiederum hatte die DWS mit ihren Leveraged-Finance-Originators aber nicht die richtigen Leute und konnte potenziellen Investoren folglich auch nicht glaubhaft darlegen, wie sie Zugang zu diesen Kunden erhalten will. Die Deutsche Bank hat über ihre Corporate Bank den Kundenzugang. Es ist daher nur logisch, dass die DWS dort andocken möchte. Investoren bewerten dann die Originator-Fähigkeiten der Deutschen Bank, die ungleich besser sind.

Deutsche Bank scheitert mit DP Investment Partners

Doch auch die Deutsche Bank gibt in diesem Emanzipations-Abenteuer kein wesentlich besseres Bild ab als ihre Vermögensverwaltungstochter. Zwar dürfte sie der DWS mit der Kooperation wahrscheinlich einen Tick mehr helfen als umgekehrt. Doch auch der deutsche Bankenprimus ist gescheitert: beim Aufbau einer eigenen Private-Markets-Plattform in London. DP Investment Partners wurde von der Deutschen Bank im September 2023 offiziell angekündigt, wird aber im Zuge der DWS-Partnerschaft wieder abgewickelt. Ein klares Zeichen dafür, dass auch die Deutsche Bank Probleme hatte, eine eigene Plattform aufzubauen – die zudem mit der DWS im Wettbewerb gestanden hätte.

Der Schulterschluss von DWS und Deutscher Bank ist daher nur die logische Konsequenz des emanzipativen Scheiterns, aber auch eine Rückkehr zu Altbewährtem. Schließlich hatten beide Häuser zuvor einen erfolgreichen Co-Investment-Fonds. Einige Jahre und verschwendete Ressourcen später fragt man sich anlässlich der „neuen“ Kooperation deshalb vor allem: Warum denn nicht gleich so?

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