Ein Fall für Psychologen
US-Strafzölle
Ein Fall für Psychologen
Von Detlef Fechtner
Die jüngsten Ereignisse dämpfen die Hoffnung erheblich, dass es sich
bei Trump um einen „Dealmaker“ handelt.
Na klar, die Ansage von US-Präsident Donald Trump, Autoeinfuhren in die USA mit einem happigen Strafzoll zu belegen, kommt nicht wirklich überraschend. Und doch ist heute vieles anders als noch vor wenigen Tagen. Denn die jüngsten Ereignisse dämpfen die Hoffnung erheblich, dass es sich bei Trump um einen „Dealmaker“ handelt. Also um einen, dem man nur ausreichend attraktive Angebote machen muss, um Zölle abzuwenden und auf dem Verhandlungsweg zu Lösungen zu gelangen. Nach den jüngsten verächtlichen Äußerungen von Trump („Europas Schmarotzertum“) und nach dem Scheitern der Bemühungen von EU-Chefunterhändler Maroš Šefčovič erscheint es jedenfalls geradezu illusorisch, dass sich der US-Präsident auf eine einfache Verhandlungslösung einlässt, falls die EU versprechen würde, größere Mengen LNG oder militärisches Gerät zu kaufen und jegliche EU-Zölle auf Einfuhren aus den USA abzuschaffen. Was letztlich Trump bewegen könnte, von seinem irrlichternden Kurs abzugehen, der Europas Wirtschaft ebenso wie die US-Wirtschaft erheblich schädigen wird, ist unklarer denn je. Und mehr ein Fall für Psychologen als für Diplomaten.
Abwarten bis 2. April
Insofern bleibt der EU-Kommission aktuell nicht viel mehr übrig, als so zu handeln, wie sie handelt. Einerseits indirekte Drohungen auszusprechen und dabei zu Recht abzuwarten, ob nächste Woche noch weitere Zölle angekündigt werden. Schließlich bramarbasiert der US-Präsident ja von einem „Tag der Befreiung“ am 2. April. Sollte die US-Regierung, wie zu befürchten steht, noch deutlich nachlegen, ist es durchaus angezeigt, dass auch die EU eine härtere Gangart fährt. Dann sollten auch EU-Zölle auf die Dienstleistungen der US-Digitalkonzerne kein Tabu mehr sein.
Andererseits ist es richtig, wenn sich die EU gerade jetzt aktiv um engere handelspolitische Banden mit dem Rest der Welt bemüht, zumal auch andere Volkswirtschaften aktuell bereit sein dürften, eine Vertiefung der Handelsbeziehungen zu beschleunigen. Und: Die EU sollte mit den USA weiter verhandeln − und allenfalls eine kurze strategische Pause bis Mitte April einzulegen. Das mag angesichts der geringen Aussichten auf Kompromisse und ständig neuen abfälligen Bemerkungen aus dem Weißen Haus mühevoll sein. Aber beleidigt sein gilt nicht. Und die USA sind, bis auf Weiteres, ein zu bedeutender Handelspartner, als dass man nicht alles Mögliche versuchen sollte, um den Handelsstreit beizulegen.