Eine Fusion geht alle an
Sparkassen
Eine Fusion
geht alle an
Von Jan Schrader
Die Untiefen der Lokalpolitik erschweren Fusionen von Sparkassen. Das hat aber auch positive Folgen.
Fusionsvorhaben von Sparkassen enden leicht in einer Blamage. In den zurückliegenden Tagen sind gleich zwei Vorhaben geplatzt: In Bayern vereitelte der Stadtrat in Kelheim die Fusion der örtlichen Kreissparkasse mit dem Institut Ingolstadt Eichstätt. Eine Sparkasse Mittelbayern mit rund 10 Mrd. Euro Bilanzsumme und 1.300 Beschäftigten wird es nun vorerst nicht geben. Derweil entschieden die Träger der Sparkasse Kraichgau, dass sie die Fusionsgespräche mit der größeren Sparkasse Karlsruhe nicht fortführen.
Für Sparkassen ist ein Scheitern schmerzhaft, doch die Einbindung von Bürgermeistern, Kreistagen und Stadträten hat auch etwas Gutes: Fusionsfreudige Sparkassen müssen sich ihre Argumente gut zurechtlegen, die Diskussion wird in die Öffentlichkeit getragen. Sparkassen sind in öffentlicher Hand. Eine Fusion geht alle an.
Ablehnung ist legitim
Die Kreissparkasse Kelheim äußert sich trotzig: Nicht nur Vorstände, Verwaltungsräte und Verbandsräte haben zugestimmt, wie das Institut hervorhebt, sondern auch die Kreistage in Freising, Pfaffenhofen, Eichstätt und Kelheim sowie der Stadtrat in Eichstätt. Auf den letzten Metern, so lautet der Subtext, bringt ein kleiner Stadtrat ein gemeinhin gewolltes Projekt zu Fall.
Doch eine Sparkassenfusion bringt gerade für kleine Träger einen Kontrollverlust mit sich. Es ist legitim, wenn ein einzelnes lokales Parlament ein Großprojekt ablehnt. Und im Fall Karlsruhe wiederum rücken nun auch mutmaßliche Cum-cum-Geschäfte der Sparkasse in den Blick. Fusionsvorhaben schüren das öffentliche Interesse, was gerade nach Fehlgriffen heilsam ist.
Andere mögliche Fusionspartner müssen sich anstrengen: Die Sparkasse Dieburg, die mit der Schwester in Darmstadt zusammengehen will, geht im Laufe des Sommers auf 16 Kommunen zu, wie das Institut vor wenigen Tagen dem „Darmstädter Echo“ erklärte. Die Sparkasse Hannover wirbt für eine Fusion mit der kleineren Stadtsparkasse Wunstorf, die offenbar unter Personalnot leidet. Im Süden eruieren die Sparkassen Dillingen-Nördlingen und Donauwörth den Zusammenschluss. Hier wie dort kommt es auf gute Argumente an.
Druck der Volksbankriesen
Druck auf Sparkassen geht zuweilen von Kreditgenossenschaften aus. Obwohl sie meist kleiner sind als die örtlichen Sparkassen, haben einige regionale Riesen wie die Volksbank Darmstadt Mainz, die Volksbank in Villingen-Schwenningen und Meine Volksbank Raiffeisenbank in Rosenheim die örtlichen Sparkassenrivalen nach Bilanzsumme überflügelt. Mit diesem Hinweis lassen sich Lokalpolitiker sensibilisieren. Auch Volksbankfusionen gehen alle an.