Ford

Elektrisierende Transparenz

Höhere Investitionen in E-Autos, Einsparungen auf der Verbrennerseite – das ist nicht neu. Dennoch unterscheidet sich der Plan von Ford von denen anderer Autobauer. Der US-Konzern macht die Entwicklung der Elektrosparte transparent.

Elektrisierende Transparenz

Ford will sich neu erfinden. Das Pkw-Geschäft wird dividiert in eine batterieelektrische und eine Verbrenner-Sparte. Die Bereiche sollen kooperieren, aber je eine individuelle Gewinn-und-Verlust-Rechnung ausweisen und eine eigene Firmenkultur etablieren. Gerade Letztere soll helfen, den Rückstand auf innovative Newcomer wie Tesla oder Rivian zu verkürzen. Dafür nimmt Doug Field, bei Ford für die Weiterentwicklung von Elektromobilität und Digitalisierung zuständig, sogar in Kauf, dass die Leute in „Häschenpantoffeln“ zur Arbeit erscheinen. Hauptsache sie seien die besten.

Der Jubel an der Börse – die Ford-Aktie zog am Donnerstag um knapp 8 % an – dürfte indes in erster Linie nicht der neu entdeckten Liberalität mit Blick auf die Kleiderordnung geschuldet sein. Auch Kosteneinsparungen im Altgeschäft bei mehr Investition ins neue sind wahrlich nicht innovativ. Zudem wurde Marktspekulationen, Ford könne sein Elektroautogeschäft abspalten und an die Börse bringen, eher ein Dämpfer verpasst. Die Leitung der neuen Elektro-Einheit „Model E“ übernimmt Konzernchef Jim Farley höchstpersönlich. Auch die von Kumar Galhotra geleitete Verbrennersparte „Blue“, die Farley als „Geheimwaffe“ für Skaleneffekte anpries, dürfte bleiben. Was also hat die Anleger an Fords Plänen mehr elektrisiert als vergleichbar umfangreiche Investitionsvorhaben der Konkurrenz?

Außergewöhnlich ist zumindest der in der Branche bislang einzigartige Mut zur Transparenz, die der US-Konzern verspricht. Dass die Elektromobilität kostspieliger Anschubinvestitionen bedarf, ist nichts Neues. Alle Autokonzerne haben milliardenschwere Konzepte offengelegt und in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder ausgeweitet. Wovor die traditionellen Autobauer bislang aber zurückschreckten, ist der separate Ausweis einer Gewinn-und-Verlust-Rechnung für das fragile und schwer einzuschätzende Elektroauto-Geschäft.

So spricht Volkswagen zwar davon, mit jedem verkauften E-Auto Geld zu verdienen. Die Qualität dieser Aussage, ge­schweige denn die konkrete Margenentwicklung können Investoren allerdings derzeit nicht validieren. Bei VW ist eben aktuell nur die Manufaktur gläsern. Ford hingegen verspricht Außenstehenden den Durchblick, wie es in alten wie neuen Geschäftsfeldern tatsächlich läuft. Ob hier Ziele erreicht oder verfehlt werden, muss künftig nicht mehr gemutmaßt werden. Die Investoren haben am Mittwoch honoriert, was an der Börse schon immer elektrisiert hat: Trans­parenz.

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