KommentarUS-Anleihen unter Druck

Ende der Dollar-Dominanz am Bondmarkt

Der amerikanische Anleihemarkt steht vor einer Investorenflucht. Angesichts der Pläne des Trump-Lagers zur Abwertung des Dollar droht diese über den aktuellen Bond-Crash hinauszugehen.

Ende der Dollar-Dominanz am Bondmarkt

US-Anleihen

Das Ende der Dollar-Dominanz

Von Alex Wehnert

Der amerikanische Anleihemarkt steht vor einer Investorenflucht, die über die aktuellen Verwerfungen bei Treasuries und Junk Bonds hinauszugehen droht.

Dem globalen Anleihemarkt stehen Umwälzungen bevor, die über die aktuellen Turbulenzen bei Treasuries und US-Ramschanleihen hinausgehen. Doch gibt die derzeitige Bond-Volatilität Investoren schon einen Vorgeschmack auf die kommenden Jahre. Der von Washington angezettelte Handelskrieg, in dessen Zuge sich die Vereinigten Staaten und China mit Straf- und Gegenzöllen überziehen, hat zehnjährigen US-Staatsanleihen auf Wochensicht den stärksten Renditesprung seit 2001 beschert. Bei Junk Bonds haben die protektionistischen Handelsmaßnahmen von Präsident Donald Trump den schärfsten Einbruch seit 2020 ausgelöst.

Unrealistische Erwartung an die Fed

Die akuten Rezessionssorgen der Marktteilnehmer sind der entscheidende Auslöser der Kursstürze. Hinzu kommt die Erwartung neuer Inflationssprünge, die der Federal Reserve hinsichtlich einer weiteren geldpolitischen Lockerung die Hände bindet. Anleger hegen dabei noch viel zu optimistische Erwartungen an die Notenbank, Futures-Investoren haben sich für bis zu fünf Zinssenkungen im laufenden Jahr positioniert. Die Fed dürfte nicht nur diese Hoffnungen enttäuschen, sondern im Kampf gegen langfristige inflationäre Trends vielmehr noch gezwungen sein, ihre Quantitative Straffung länger fortzuführen als bisher gedacht. Der Liquiditätsentzug im Finanzsystem trifft die schwächsten Schuldner als erstes und am härtesten.

Präsident Donald Trump hier neben Notenbankchef Jerome Powell.

Doch selbst eine von Trump geforderte Lockerung der Geldpolitik dürfte nur kurze Abhilfe schaffen. Dafür sorgen die ökonomischen Berater des Präsidenten selbst, die einen „Mar-a-Lago Accord“ zur Abwertung des Dollar und Stärkung der US-Exportwirtschaft vorantreiben. Die Pläne setzen das Vertrauen internationaler Investoren aufs Spiel, die zuletzt 30% der umlaufenden Treasuries hielten. Washington erwägt wohl, diese Gläubiger in Dollar-Papiere zu zwingen, die niedrigere Verzinsungen und weitaus längere Laufzeiten aufweisen als die aktuell gehandelten Staatsanleihen.

Technischer Default droht

Dabei war das Finanzministerium zuletzt überhaupt nur durch einen verstärkten Fokus auf Emissionen am kurzen Ende der Kurve in der Lage, die ausgeweiteten Haushaltsdefizite zu finanzieren. Zudem würde die angedrohte Anpassung der Kreditbedingungen einen technischen Default bedeuten und Investoren damit zusätzlich verschrecken. Der Markt für Dollar-Anleihen steuert auf einen langen Abverkauf, der Greenback auf einen Verlust seiner globalen Dominanz zu.