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Finger weg vom Bosporus

Die Risiken bei Anlagen in der Türkei sind aktuell immens. Es droht eine politische Eskalation. Investoren meiden daher Investments am Bosporus.

Finger weg vom Bosporus

Türkei

Finger weg
vom Bosporus

Von Werner Rüppel

Die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu, des Herausforderers des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, hat zu einer heftigen Reaktion an den Finanzmärkten geführt. Der türkische Aktienmarkt ist eingebrochen und die türkische Lira ist gegenüber Dollar und Euro in die Knie gegangen. Die türkische Notenbank hat daraufhin mit einer deutlichen Erhöhung der Overnight Rate sowie mit massiven Interventionen zugunsten der Lira reagiert, sodass zumindest zuletzt eine gewisse Stabilisierung auf dem ermäßigten Niveau gelungen ist. Aber nach wie vor stehen die Lira und auch der türkische Aktienmarkt unter erheblichem Druck.

Keine ausreichende Entschädigung für Unsicherheit

Investoren mögen Stabilität, keine hohen Risiken und schon gar keine womöglich anhaltende Eskalation. Für diese alte Weisheit liefert die USA seit Trumps Amtsantritt bereits laufenden Anschauungsunterricht. Die Türkei, die sich mit der Attraktivität des US-Kapitalmarkts in keiner Weise messen kann, trifft die Ungnade der der Investoren daher noch deutlich härter. Volker Kurr, Head of Europe beim Assetmanager L&G, fragt angesichts der sinkenden Währungsreserven zu Recht, ob und wie lange das so weitergehen kann. Aktuell sei die Entschädigung, die Investoren für das Risiko in türkischen Anlagen erhalten, nicht ausreichend für einen Wiedereinstieg, urteilt der Experte. Das Verhältnis zwischen Chance und Risiko habe sich nicht zugunsten der Investoren verschoben.

So denken denn auch die meisten Kapitalmarktprofis. Nicht allein, dass die Risiken in der Türkei erheblich sind, sie dürften anhalten und könnten vielleicht noch größer werden. Von solch einem Markt, der sich in einer Abwärtsspirale zu befinden scheint, hält sich ein auf Kapitalerhalt bedachter Investor naturgemäß erst einmal fern. Zumal es genügend attraktive Alternativen gibt, die weniger risikoreich sind. Und wenn sich die Situation in der Türkei dann vielleicht beruhigt hat, politische Klarheit herrscht und die Gesamtsituation positiv zu beurteilen wäre, kann man immer noch einsteigen. Bis dahin gilt für die meisten Anleger: Finger weg vom Bosporus.

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