Brücke oder KrückeAutonomes Fahren

Freifahrtschein für fahrerfreie Autos

Die US-Regeln für autonomes Fahren werden pünktlich zum Start der Kooperation von VW und Uber gelockert. Ob das Fluch oder Segen ist, muss sich noch zeigen.

Freifahrtschein für fahrerfreie Autos

Freifahrtschein
für Fahrerfreie

Von Sebastian Schmid

Volkswagen und der Fahrdienstvermittler Uber haben am Donnerstag eine Partnerschaft für den US-Markt vereinbart. Der Zeitpunkt könnte kaum günstiger gewählt sein. Denn die US-Regierung will ganz im Sinne von Trump-Fan und Bürokratisierungs-Endgegner Elon Musk die Regeln für den Betrieb fahrerloser Autos auf US-Straßen vereinheitlichen und zugleich drastisch lockern. Unter anderem sollen die Berichtspflichten zu Unfällen abgeschwächt werden. Ein Freifahrtschein für Fahrten ohne Lenkrad und Pedal – bald auch für tausende autonom fahrende Elektro-Bullis vom Typ ID.Buzz AD, die Volkswagen für die Uber-Flotte in der kommenden Dekade bereitstellen will.

Allerdings wollen VW und Uber ihr gemeinsames Projekt etwas vorsichtiger angehen als Tesla, deren Cybercab-Armada schon im Juni in Austin (Texas) ausschwärmen soll – obwohl derzeit noch nicht einmal ein Serienfahrzeug auf amerikanischen Straßen unterwegs ist. Die Wolfsburger machen in diesem Jahr erst einmal Testfahrten mit Sicherheitspersonal an Bord, ehe 2026 der fahrerlose Service starten soll. „Diese Regierung versteht, dass wir uns in einem Innovationswettlauf mit China befinden“, klopft sich US-Verkehrsminister und Ex-Reality-TV-Star Sean Duffy derweil selbst auf die Schulter. Das blinde Auge bei der Sicherheit soll innovative Visionen ermöglichen.

Überhastetes Vorgehen könnte zum Verhängnis werden

Kommt in den USA also nun doch schneller als gedacht der Durchbruch für das autonome Fahren? Vorsicht ist geboten. Denn das von Facebook-Gründer geprägte Silicon-Valley-Motto „Move fast and break things“ führt im Verkehr oft zum „Crash & Burn“. Erst am Donnerstag hat der Vater eines bei einem Cybertruck-Unfall verstorbenen Teenagers geklagt, weil Tesla den Zugriff auf die Fahrzeugdaten verweigert, wie US-Medien berichten. Der ebenfalls verstorbene Fahrer war nicht der Eigentümer. Und ohne dessen Zustimmung ist nichts zu machen. Derzeit werden acht Unfälle mit Teslas untersucht, wobei fünf davon das Autopilotsystem des E-Auto-Pioniers betreffen.

In den USA hat die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) die Aufsicht über die Verkehrssicherheit. Viele neuere Mitarbeiter der Behörde, die damit befasst waren, die Risiken autonom fahrender Fahrzeuge zu untersuchen, wurden laut „Financial Times“ von Musks Department of Government Efficiency vor die Tür gesetzt. Damit müssen sich die Autobauer künftig selbst bremsen. Dass es die US-Behörden tun, ist kein Automatismus mehr. Schneller Fortschritt? Eher scheinen mehr Unfälle mit unschönem Ausgang programmiert.

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