Fulminanter Jahresauftakt
Anleiheprimärmarkt
Fulminanter
Jahresauftakt
Von Kai Johannsen
Das Jahr fängt ja gut an. Das dürften zumindest die Akteure am europäischen Bondprimärmarkt in diesen Tagen sagen. In der ersten kompletten Handelswoche des neuen Jahres kamen nach Daten von Informa Global Markets (IGM) über alle Bondmarktsegmente hinweg betrachtet auf Euro lautende Anleihen im Umfang 101,7 Mrd. Euro auf den Markt. Dies ist damit die zweistärkste Woche überhaupt an diesem Markt. Übertroffen wird sie nur von der korrespondierenden Januarwoche des Vorjahres, als auf Euro denominierte Schuldtitel von 112,445 Mrd. Euro bei Anlegern untergebracht wurden, hält IGM fest. Und die Investoren haben offensichtlich reichlich Appetit auf neue Bonds, wie an prall gefüllten Orderbüchern abzulesen ist. Italien etwa bekam für zwei Bondtranchen laut IGM-Daten ein kombiniertes Orderbuch von mehr als 269 Mrd. Euro zusammen. Darunter war auch ein 20-jähriger Green Bond des Landes über 5 Mrd. Euro. Belgien konnte sich auch nicht gerade über einen Nachfragemangel beklagen. Ein Zehnjahresbond des Staates traf auf Orders von mehr als 89 Mrd. Euro. Und die Europäische Investitionsbank (EIB) bekam für einen zehnjährigen Climate Awareness Bond eine Nachfrage von mehr als 47 Mrd. Euro zusammen. Das war die zweithöchste Nachfrage, die die in Luxemburg sitzende Bank der EU jemals zu verzeichnen hatte. Und im Dollar erzielte die EIB mit einem Orderbuch von 31 Mrd. Dollar sogar eine Rekordnachfrage. Und auch in dieser Woche setzt sich die rege Aktivität am Bondmarkt fort.
Zu Beginn des Jahres ist der Bondprimärmarkt regelmäßig sehr aktiv. Schließlich sitzen viele Adressen wie etwa Versicherer auf hohen Cash-Beständen, die nach Anlage drängen. Das nutzen Emittenten verständlicherweise gern aus. Weite Emittentenkreise, ob Staaten, SSA (Supranationals, Sub-Sovereigns und Agencies) oder Unternehmen gehen dann an den Markt. Aktuell kommt aber ein weiterer Faktor hinzu: Die Sorge, dass die Platzierbarkeit im Jahresverlauf abnehmen könnte. Anleger sorgen sich um hohe Schuldenstände etwa bei Staaten. Das ist eine zusätzliche Triebfeder für Emittenten, lieber früher als später an den Markt zu gehen.