Notiert inWashington

Gefährliche Zahlenmanipulationen

Die US-Regierung will neue Methoden anwenden, um das Wirtschaftswachstum und das Stellenwachstum zu berechnen. Das könnte zu groben Verzerrungen führen.

Gefährliche Zahlenmanipulationen

Gefährliche Zahlenmanipulationen

Notiert in Washington

Von Peter De Thier

US-Präsident Donald Trump hatte schon immer eine Vorliebe für Zahlen. Nur nimmt er es mit deren Präzision in der Regel nicht so genau. Frühere Mitarbeiter seines Firmenimperiums „Trump Organization“ haben berichtet, dass er dem einen sagte, sein Vermögen habe in den neunziger Jahren bei 4 Mrd. Dollar gelegen. Nicht selten sagte er anderen, wie einer Bank, bei der er Kredite beantragte, dass sein Vermögen 9 bis 10 Mrd. Dollar betrage. 

Auch wurde damals berichtet, dass er unmittelbar nach einer seiner Pleiten mit Ehefrau Nummer 2, Marla Maples, durch Manhattan spazierte. Trump soll auf einen Obdachlosen gezeigt haben. Angeblich sagte er Marla: „Siehst Du den Mann da? Der hat 800 Mill. Dollar mehr als ich!“ Die selbstironische Pointe: Der Obdachlose war natürlich mittellos. Trump hatte aber 800 Mill. Dollar an Nettoschulden. 

Vorwurf der „fake numbers“

Trumps Schwäche für Zahlen, keineswegs immer präzisen, schlägt sich nun auch in seiner Regierung nieder. Nach der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts für Januar bezeichnete der Präsident die revidierten Neueinstellungen als „fake numbers“. Das hat er während seiner ersten Amtsperiode wiederholt gemacht. Immer dann, wenn sie Schwäche am amerikanischen Jobmarkt signalisierten. Nun scheint sein Wirtschaftsminister Howard Lutnick diese Tradition fortzusetzen. 

So wuchs die US-Wirtschaft 2024 um relativ robuste 2,8%. Lutnick wurde auf die umfangreichen Stellenstreichungen und Ausgabenkürzungen angesprochen, die Elon Musk mit seiner „Effizienzbehörde“ durchsetzt. Danach gefragt, wie stark diese das Wachstum drücken könnten: „Jeder weiß, dass die Regierung seit Jahren die Konjunkturdaten manipuliert“, argumentierte Lutnick. Deswegen dürfe man weiteren Wachstumszahlen – sollten diese schwächer ausfallen – kein Vertrauen schenken. 

BIP ohne Staatsausgaben

Das Problem: Zu Lutnicks Ressort gehören sowohl das Bureau of Economic Analysis (BEA) als auch das Census Bureau. Diese publizieren Daten zum Wachstum, dem Privatkonsum, dem PCE-Preisindex und der Handelsbilanz. Sowohl Trump als auch Lutnick haben angedeutet, dass die statistischen Ämter neues Personal brauchen und die Methodologie „akkurater“ werden muss. Im Klartext bedeutet dies, dass Lutnick nun das Bruttoinlandsprodukt (BIP) neu berechnen lassen will.

Obwohl dies in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung einen wichtigen Teil der Wirtschaftsleistung eliminieren würde, will der Minister die Staatsausgaben einfach streichen. Das würde zu groben Verzerrungen bei der Berechnung des BIP führen. „Wenn der Staat für das Militär einen Panzer kauft, trägt das zum Wachstum bei“, sagte Lutnick. „Nicht aber, wenn er 1.000 Leute bezahlt, damit sie über den Panzerkauf nachdenken.“ Angedacht ist auch ein neuer Berechnungsmodus für den Arbeitsmarktbericht, anzunehmen ist, dass dieser stärkeres Stellenwachstum reflektieren soll. 

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