Geheimwaffe Yuan
China-USA
Geheimwaffe Yuan
China präpariert
Handelswaffen im Streit mit USA.
Eine Währungs-
abwertung kommt nicht in Frage. Es gibt bessere Wege für ein Muskelspiel mit dem Yuan.
Von Norbert Hellmann
Im erbitterten Handelsstreit mit den USA verschließt sich Peking den Lockrufen von Donald Trump, erste Konzessionen zu machen, die zu einer raschen Senkung exorbitanter Strafzölle auf chinesische US-Exporte führen könnten. Vielmehr lässt das Politbüro wissen, dass man weitreichende Pläne zur Abfederung externer Schocks in der Schublade hat und auf jedwedes Szenario zu reagieren weiß. Handelsanregung tut not und das lässt die Frage erwachsen, was sich China an der Wechselkursfront erlauben kann, um sein Exportgeschäft zu stabilisieren und Kostenvorteile zu wahren.
Bei der Wahl der Handelswaffen kommt in klassischer Denke das Thema einer scharfen Yuan-Abwertung auf. Mit der könnte man sich in Sachen Exportdynamik etwas Luft verschaffen und gleichzeitig dem Ansinnen in Washington eines künstlich geschwächten „Trump-Dollar“ zur Linderung des US-Handelsdefizits ein Schnippchen schlagen. Damit wird aber reichlich Öl ins Feuer gegossen und der US-Regierung eine Steilvorlage für weitergehende Restriktionen und Entkoppelungsmanöver in der Finanzmarktsphäre gegeben.
Finanzmarktpsychologie
So verführerisch der Gedanke sein mag, ein Abwertungsszenario in Chinas Droharsenal aufzunehmen, dazu wird es nicht kommen. Währungsschwäche ist ein Signal, auf das heimische Investoren höchst empfindlich reagieren und das sich zudem auch auf das Wirtschaftsvertrauen privater Haushalte äußerst negativ auswirkt. Chinas Finanzmärkte haben den Strafzollschock relativ gut verdaut. Noch herrscht Vertrauen in die Fähigkeit des Staates, auch ein extremes Konfliktszenario mit binnenwirtschaftlicher Stimulierung weitgehend zu kompensieren. Wenn Peking mit einer Yuan-Abwertung hantiert, und damit Nerven zeigt, wäre das finanzmarktpsychologisch fatal.
Yuan-Internationalisierung
Währungsstabilität ist allein schon wegen Kapitalabwanderungsgefahren nicht verhandelbar. Die Wechselkurspolitik gilt als ein Eckpfeiler der heimischen Finanzstabilitätsagenda. Sie spielt zudem für Chinas langfristige Autarkiebestrebungen mit einer multipolaren, von der Dollar-Hegemonie losgelösten Weltordnung eine zentrale Rolle. Yuan-Internationalisierung ist hier das beherrschende Stichwort. Es ist das Signal an die Finanzwelt, dass der in den Kreis der Reservewährungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgenommene Yuan ein jederzeit verlässliches Anlagemedium darstellt und für Investitionszwecke und Handelsabwicklung immer stärker infrage kommt.
Hauseigenes Zahlungssystem
Will China seine Währung als Geheimwaffe einsetzen, dürfte ein ganz anderer Weg eingeschlagen werden, der mit der Interessenlage in Sachen Yuan-Internationalisierung korrespondiert. Beim Handel mit bestimmten Exportprodukten könnte China erstmals einen Zwang zur Abkehr von der üblichen Abwicklung in Dollar erwirken. Dahinter stünde eine Verpflichtung zum Yuan-Settlement auf Basis des von China aufgezogenen Abwicklungssystems Cross-Border Interbank Payment System (CIPS).
Abkehr von der Dollar-Hegemonie
Es geht wohlgemerkt um jenen aufwendigen Mechanismus, mit dem sich Peking akribisch auf einen Ernstfall vorbereitet hat, bei dem chinesische Banken vom Dollar-Kreislauf und der Verwendung des gängigen Interbank-Zahlungssystems Swift ausgeschlossen würden. Es kommt im Warenverkehr mit dem von Swift abgekoppelten Russland zum Einsatz und findet teils Verwendung im Handel mit Ländern des sogenannten Globalen Südens, die China als Bündnispartner in Sachen Abkehr von der US-Hegemonie heranzüchtet.
Zahlungszwang im Yuan
Das Reich der Mitte hat eine Sonderstellung bei Produkten wie Seltenen Erden, Pharmagrundstoffen oder Lithium-Batterien. Hier gibt es auf absehbare Zeit keine Alternativen zur China-Lieferkette. Gegenwärtig baut Peking bei kritischen Mineralien eine Drohkulisse mit Exportkontrollen auf. Das heißt nicht zwangsläufig, dass der Hahn abgedreht wird. Es kann aber gut sein, dass Peking nun die Gelegenheit ergreift, den Gegner USA und im Zweifelsfall auch den Rest der Welt an ein neues Regime zu gewöhnen, in dem Chinas Exportjuwelen nur noch bei aktiver Verwendung des Yuan als Handels- und Zahlungswährung zu haben sind.