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Gute Ausgangslage für Lufthansa

Während die Delegationen von Lufthansa und von Verdi um einen Tarifabschluss für das Bodenpersonal ringen, kündigt Lufthansa-Chef Carsten Spohr quasi nebenan den ersten operativen Jahresgewinn seit Ausbruch der Corona-Krise an.

Gute Ausgangslage für Lufthansa

Trotz aller Turbulenzen, die den Steigflug der Lufthansa nach dem existenzgefährdenden Grounding in der Pandemie begleiten, gewinnt der Kranich allmählich eine stabile Reiseflughöhe. Der Turnaround der Gruppe unterm Strich wurde im zweiten Quartal zwar nur durch die anhaltende Rekordentwicklung der Frachtsparte ermöglicht, aber das laufende Vierteljahr – traditionell das stärkste im Jahresverlauf – steht auch im wesentlich wichtigeren Passagiergeschäft unter positiven Vorzeichen. Sollte es wie erhofft gelingen, den Flugbetrieb zu stabilisieren (und größere Streiks abzuwenden), spricht die anhaltend robuste Flugnachfrage auch für ein ertragsstarkes Passagiergeschäft.

Dabei profitiert der Konzern zum einen von seiner Hedgingstrategie, durch die zwei Drittel des Bedarfs für den laufenden Turnus preislich abgesichert sind. Zum anderen stützen steigende Durchschnittserlöse die Ergebnisentwicklung. Dabei kommt der Lufthansa zugute, dass sich das lukrative Segment der Geschäftsreisen weit schneller erholt als von Experten erwartet. Jedoch spricht auch die – eher unfreiwillige – Verknappung des Flugangebots, die aufgrund von Personalmangel und Lieferengpässen nicht nur von der Lufthansa, sondern auch in der Branche insgesamt noch länger aufrechterhalten werden muss, auf Sicht für höhere Preise. Diese dürften sich schon deshalb im Ergebnis niederschlagen, weil die Lufthansa an ihrem Mittelfristziel von 3,5 Mrd. Euro Kostenersparnis festhält, trotz Einstellungsoffensive. Allerdings ist dieses Ziel mit einer Restunsicherheit behaftet: So muss der Konzern allein in diesem Jahr „irreguläre Ausgaben“ von bis zu 500 Mill. Euro verdauen, hauptsächlich aufgrund von Erstattungen für Flugausfälle und Streikkosten. Außerdem wird ein Kostenschub durch teilweise üppige Gehaltsanpassungen, mit denen die Lufthansa einer erstarkten Machtposition der Gewerkschaften in den laufenden Verhandlungen Tribut zollen muss, fällig.

Für den weiteren Höhenflug setzt die Lufthansa daher auch auf einen Schub durch zusätzliche Triebwerke. Eins davon soll die Alitalia-Nachfolgerin ITA darstellen, von deren Übernahme sich Lufthansa eine Expansion im attraktiven Italienverkehr verspricht. Ein anderes könnte durch eine Ausweitung des Cargo-Geschäfts entstehen; hier hat die Airline mit dem Logistikunternehmer Kühne als Großaktionär einen starken Partner an der Hand. Die Ausgangslage ist für Europas größte Airline nicht schlecht, da dürfte auch die Aktie bald an Flughöhe gewinnen.