Mahle

Holpriges Terrain

Die Führungskrise mitten in turbulenten Zeiten wirft den defizitären Autozulieferer Mahle in seinem Umbauprozess zurück.

Holpriges Terrain

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Diese Redensart trifft auf die Lage von Mahle zu. Der wachsende Kostendruck infolge deutlich gestiegener Rohstoffpreise rüttelt den fünftgrößten deutschen Autozulieferer durch. Hinzu gesellt sich eine Führungskrise bei dem nicht börsennotierten Stuttgarter Unternehmen. Diese Kombination aus externen und internen Problemen erschwert es der Mahle-Gruppe, ihren Umbauprozess in Richtung Elektromobilität zügig voranzubringen.

In Bezug auf die Transformation ist Mahle zwar kein Einzelfall – die Turbulenzen an den Märkten, der Ukraine-Krieg und die anhaltende Corona-Pandemie setzen der gesamten Autoindustrie zu. Doch mit Blick auf die wiederholten Verwerfungen an der Konzernspitze stellt sich die Frage, ob es der Verwaltung gelingen kann, wieder Ruhe in das Unternehmen zu bringen. Letztere ist nötig, um Mahle in ihrem Transformationsprozess in geordnete Bahnen zu lenken.

Derzeit befindet sich die Firma auf einem sehr holprigen Terrain. Offensichtlich herrschte unter dem erst zu Jahresbeginn angetretenen CEO Matthias Arleth in der obersten Führungsetage keine Einigkeit darüber, in welcher Geschwindigkeit und mit welchem finanziellen Einsatz der weitere Umbau vonstatten gehen soll. Dass der frühere Webasto-Manager bei seinem neuen Arbeitgeber nach nur dreieinhalb Monaten im Amt hinwarf, als er sah, dass er mit seinen Vorstellungen den Chefaufseher Heinz Junker nicht überzeugen konnte, wirft nach außen ein schlechtes Licht auf das traditionsreiche Unternehmen, welches vor 102 Jahren gegründet worden war.

In dieser ungünstigen Gemengelage war der nunmehr erneut als Interimschef eingesetzte CFO Michael Frick zur Bilanzvorlage darum bemüht, Mahle als einen Konzern darzustellen, der sich finanziell und konzeptionell im Lot befindet. Das mag in Bezug auf die Bilanzstruktur trotz zweier hochdefizitärer Jahre in Folge zutreffen, doch Fricks in die Öffentlichkeit getragene Forderung, die deutlichen Mehrkosten „fairer“ unter den Zulieferern und Autoherstellern aufzuteilen, gleicht einem Hilfeschrei. In der Sache mag er ja recht haben, seine Verhandlungsposition verbessert Frick gegenüber den mächtigeren Abnehmern mit dieser PR aber nicht.

So steht ihm eine Kärrnerarbeit bevor, deren Rahmenbedingungen noch ungünstiger sind als in der Finanzmarktkrise 2008/09. Denn im laufenden ­12-Monats-Berichtsturnus sind weitere Stellenstreichungen und ein abermaliger Konzernverlust nicht auszuschließen.

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