KommentarUrteil gegen ZBI Wohnen

Immobilienfonds müssen transparenter werden

Das Urteil gegen die Risikodarstellung von ZBI Wohnen weist in die richtige Richtung. Die Risiken offener Immobilienfonds müssen den Anlegern transparent gemacht werden. Andernfalls droht der Anlageklasse ein Vertrauensverlust.

Immobilienfonds müssen transparenter werden

Immobilienfonds

Sicher ist
nur der Tod

Von Wolf Brandes

Seit 20 Jahren wissen Anleger: Offene Immobilienfonds sind nicht risikofrei. 2006 erschütterte der „Grundbesitz Invest“ mit einer 2,4-prozentigen Abwertung die Branche. Nachdem die Kurse über Jahrzehnte geradlinig gestiegen waren, zerstörte dieser Schock die Illusion der Stabilität. Es folgten bald weitere Schließungen und dramatische Abwertungen von bis zu 21%. Ein Indiz dafür, dass es nicht bloß ein theoretisches Risiko gab.

Risiken werden wieder häufiger sichtbar

Infolge der Probleme am Markt für Gewerbeimmobilien zeigen sich die systematischen Schwächen der Anlageklasse seit einiger Zeit wieder öfter. So verlor der von Kanam betreute „Leading Cities“ in Summe rund 20 %, und der „ZBI Wohnen“ von Union Investment wertete um 17% ab. Diese Beispiele belegen eindrucksvoll, dass sich immer wieder fundamentale Risiken materialisieren können. Risiken, die Berater und Anbieter kennen sollten. Niemand kann sich nun hinter der Behauptung verstecken, von diesen Gefahren nichts gewusst zu haben.

Dabei ist die Problematik der Risikoeinstufung zentral: Ein Basisinformationsblatt, das einen Risikoindikator von 2 (bzw. später 3) ausweist, spiegelt nicht das tatsächliche Risiko wider. Dieser Ansatz droht das Vertrauen in die Anlageklasse zu beschädigen. Verbraucherschützer machen zu Recht geltend, dass eine Bewertung zyklischer Schwankungen in den Preisen nicht niedrig, sondern als hoch einzustufen sei. Bei einer monatlichen Bewertung stünde der Fonds in einer höheren Risikoklasse.

Anleger brauchen Transparenz

Dabei verdienen offene Immobilienfonds es nicht, verteufelt zu werden. Die Anlageklasse stellt gerade in Niedrigzinsphasen eine attraktive Beimischung dar. Doch gerade dann müssen Risiken realitätsnah kommuniziert werden. Das aktuelle Urteil des Landgerichts Nürnberg‑Fürth, das die Risikodarstellung des ZBI-Fonds für rechtswidrig erklärt, ist daher ein Schritt in die richtige Richtung. Anleger brauchen mehr Transparenz, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Denn wer auf den ersten Blick stabile Kurse sieht, wird bei genauerem Hinsehen mit erheblichen Risiken konfrontiert.

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