Infineon zeigt Widerstandskraft
Infineon
Robuster Chipkonzern
Von Stefan Kroneck
Eine verringerte Abhängigkeit von der heimischen Autoindustrie gereicht Infineon zum Vorteil.
Die Aktie von Infineon zählt seit jüngster Vergangenheit zu den extrem volatilen Blue Chips. Wenn es schlechte Nachrichten aus dem weltweiten Technologiesektor gibt, wie zuletzt bei dem DeepSeek-Schock, gehört das Papier des führenden deutschen Chipherstellers zu den Werten mit den größten Kursausschlägen nach unten.
Das war auch so, als STMicroelectronics dieser Tage mit schwachen Quartalszahlen und einem mauen Ausblick aufwartete. Das verdeutlicht, dass im Markt nach wie vor eine große Unsicherheit herrscht. Denn der französisch-italienische Wettbewerber nährte an den Börsen die Befürchtung, dass die Branchenflaute noch länger dauern könnte. Zum Vergleich: Während der Dax seit Jahresbeginn um über ein Viertel zulegte, hinkt der Infineon-Titel mit plus 10% weit hinterher.
KI-Anwendungen stabilisieren
Mit relativ soliden Zahlen für den zurückliegenden Dreimonatsabschnitt und einer erhöhten Umsatzprognose belehrt der weiß-blaue Konzern die Anleger nun eines Besseren. Das Dax-Mitglied mit Sitz am Rande von München übertrifft nicht nur die Analystenschätzungen deutlich, sondern legt bei seiner eigenen Umsatzerwartung für 2025 noch eine Schippe drauf. Gewiss, Infineon profitiert von einem günstigen Wechselkurs in Form eines stärkeren Dollar. Das ist es aber nicht nur. Erstaunlich für manchen ist, welche operative Widerstandskraft das Unternehmen im zyklischen Branchentief an den Tag legt. Insbesondere eine gute Auftragslage bei den aufstrebenden chinesischen Autobauern wie BYD und ein Erlösschub bei KI-Komponenten sorgen für Stabilität.
Risikofaktor Trump
Dank dieser Fortschritte kann Infineon die Bremseffekte infolge der Schwäche der deutschen Autoindustrie mehr als ausgleichen. Das ist insofern bemerkenswert, da das Autogeschäft mehr als die Hälfte der Konzernerlöse ausmacht. Infineon erarbeitete sich in diesem Geschäftsfeld Wettbewerbsvorteile, indem es sich bei den Produkten diversifizierter und in Bezug auf die Strategie regional breiter aufstellte als mancher Rivale wie etwa STMicro. Dadurch schlägt der Abstieg der Autobranche im Heimatmarkt nicht voll ins Kontor.
Vorstandschef Jochen Hanebeck ist aber realistisch. Die relativ guten Zahlen lösen bei ihm keine Euphorie dahingehend aus, dass damit nun der Konzern am Beginn eines neuen zyklischen Aufschwungs steht. Für den CEO lautet die Botschaft: Markterholung in Sichtweite. Mit diesem Lichtblick am Ende des Tunnels gewinnt er Vertrauen bei Investoren zurück.