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Infrastrukturfonds wetten auf „Renaissance für Europa"

Der Private-Equity-Riese KKR hebt im Vorfeld des Euro-Gipfels die wachsende Bedeutung privat finanzierter Infrastruktur hervor. Trotz der Fundraising-Flaute sei das Interesse der Investoren ungebrochen, konstatiert auch J.P. Morgan.

Infrastrukturfonds wetten auf „Renaissance für Europa"

Infrastrukturfonds wetten nach Fundraising-Flop auf „Renaissance für Europa“

Der Private-Equity-Riese KKR hebt im Vorfeld des Euro-Gipfels die wachsende Bedeutung privat finanzierter Infrastruktur hervor. Trotz der Fundraising-Flaute sei das Interesse der Investoren an Infrastruktur ungebrochen, konstatiert auch J.P. Morgan.

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Die Bundesregierung hat ein 500 Mrd. Euro schweres Infrastrukturpaket geschnürt. Doch im Kontrast dazu haben Infrastrukturfonds in den Private Markets im Jahr 2024 nur 92 Mrd. Dollar Kapital von Investoren eingesammelt. Das sind den Daten der US-Bank J.P. Morgan zufolge 28% weniger als im Jahr davor, und es ist so wenig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Ein Grund dafür ist, dass sich im Jahr 2024 keine Megafonds im Fundraising befanden. „Trotzdem ist das Interesse an privat finanzierten Infrastrukturinvestitionen nach wie vor groß“, sagte Matteo Malesani, Head of Infrastructure M&A in Europa bei J.P. Morgan, am Rande des gerade laufenden „Global Infrastructure Investor Summit" in Berlin. „Infrastruktur ist nach wie vor ein Schwerpunkt, der kontinuierlich erhebliches Kapital anzieht und in der Investment-Landschaft an Bedeutung gewinnt.“ Institutionelle Investoren konzentrieren sich laut Malesani derzeit vor allem auf „Core+“- und „Value-Added“-Strategien, „die ein höheres Risiko-Rendite-Verhältnis bieten und ein aktiveres Asset Management erfordern“. Im Vordergrund stünden die Makrothemen Dekarbonisierung und Digitalisierung in verschiedenen Infrastruktursektoren.

Knapp die Hälfte der Infrastrukturfonds, die 2024 Kapital eingesammelt haben, war laut J.P. Morgan beim Closing überzeichnet – allerdings erst nach einem durchschnittlich 31 Monate dauernden Fundraising. So lange hat es früher nicht gedauert. Zum Vergleich: Zwischen 2019 und 2023 lag die Fundraising-Dauer bei durchschnittlich 18 Monaten. Zur Zurückhaltung haben sicherlich auch Rückschläge beigetragen: In den USA haben sich Offshore-Windparks unter Donald Trump als Flop entpuppt, und in Deutschland werfen die teuer vergrabenen Glasfaserleitungen angesichts des scharfen Wettbewerbs zu wenig Gewinn ab.

Gefragt waren bei den Investoren zuletzt eher solche Infrastrukturfonds, die global agieren als solche, die sich auf Europa konzentrieren. Fonds mit Europa-Schwerpunkt folgen aber gleich auf dem zweiten Platz – vor Nordamerika, Asien-Pazifik oder dem Mittleren Osten. Das liegt an dem Megafonds, den der französische Infrastrukturinvestor Antin 2024 für Europa-Investments gestartet hat.

Erneuerbare sind vorerst out

Deutlich verringert hat sich das Volumen des Fundraising für Infrastruktur der erneuerbaren Energien. Deren Anteil hat sich gegenüber dem Hoch im Jahr 2023 bei 73% auf 40% verringert. Dafür hat sich der Anteil der Transportinfrastruktur am Fundraising 2024 auf 22% verdoppelt. Die größten neuen Infrastrukturfonds, die 2024 neben dem 11 Mrd. Dollar schweren Antin-Fonds eingesammelt wurden, waren der KKR Asia Pacific Infrastructure Investors II mit 6,4 Mrd. Dollar sowie der DIF Infrastructure VII von CVC und der Energy Capital Partners V.

Vom gesamten Kapital in Höhe von 458 Mrd. Dollar, das in Infrastrukturfonds verwaltet wird, entfallen 144 Mrd. Dollar oder knapp ein Drittel auf die zehn größten Fonds. Als größte Fonds befinden sich 2025 im Fundraising laut J.P. Morgan der Global Infrastructure Partners V sowie der EQT Infrastructure VI und der KKR Global Infrastructure Investors V.“

Mehr Wachstum für Europa

Auch Henry McVey, Chief Investment Officer beim US-Private-Equity-Riesen KKR, der im vergangenen Jahr den zweitgrößten Infrastrukturfonds eingesammelt hat, hebt im Vorfeld des Euro-Gipfels, der an diesem Freitag in Brüssel stattfindet, die Bedeutung von Infrastrukturinvestitionen hervor. McVey und sein Team schildern in ihrem Report „Thoughts from the Road“ eine wirtschaftliche Renaissance Europas, angetrieben durch erhöhte Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung und mit Deutschland im Mittelpunkt.

„Europa stellt sich geopolitischen Realitäten und nutzt die Herausforderungen als Katalysator für die Umgestaltung des Wirtschaftsmodells.“ Neueste Wachstumsprognosen gehen laut KKR-Mann McVey nun von einem realen BIP-Wachstum von 1% im Jahr 2025 und 1,6% im Jahr 2026 aus, was auf die in Deutschland geplante und aus Staatsschulden gefüllte Finanzspritze für Verteidigung und Infrastruktur zurückzuführen sei.

„Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz läutet das Ende des fiskalischen Konservatismus in Deutschland ein“, schreibt McVey. Das geplante Sondervermögen umfasse Infrastrukturinvestitionen in Höhe von 500 Mrd. Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren sowie eine historische Ausweitung der Verteidigungsausgaben und schafft damit die Voraussetzungen für einen grundlegenden Wandel in der wirtschaftlichen Zukunft Deutschlands.

Das habe auch Auswirkungen auf die EU-Politik: „Deutschlands fiskalische Expansion prägt die EU-Politik auf breiter Ebene“, konstatiert McVey. „Eine teilweise Befreiung der Verteidigungsausgaben von den Schuldenregeln könnte das Ziel verfolgen, die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Mitgliedstaaten zu stärken.“ Diese Entwicklungen stellten einen „monumentalen Wandel in der Herangehensweise an Wachstum, Sicherheit und fiskalische Sparmaßnahmen in Europa dar“. Es werde erwartet, dass das Infrastrukturpaket zusätzliche jährliche Investitionen in Höhe von 50 Mrd. Euro auslösen wird, auch durch privates Kapital, um den Aufschwung in der Eurozone zu stärken.

„Der deutsche Infrastrukturfonds könnte Unternehmen, die sich große Bau- oder Infrastrukturprojekte sichern, für Finanz- oder strategische Investoren attraktiver machen und so indirekt die M&A-Aktivität in den kommenden Jahren vorantreiben“, erwartet Kristina Klaaßen-Kaiser, European Head of Corporate/M&A der Kanzlei Linklaters. „Private-Equity-Investoren haben sich in letzter Zeit besonders auf Energie und digitale Infrastruktur konzentriert.“ Mit höheren Staatsausgaben könnten andere Anlageklassen im Infrastruktur- und Technologiesektor attraktiver werden und zu einem breiteren Transaktionsfokus führen. Es gebe indes regulatorische Hürden, wenn außereuropäische Investoren 10% oder mehr an einer kritischen Infrastruktur erwerben wollen. Ein Selbstläufer ist der Erfolg der Infrastrukturfonds nicht. Europas größter Anbieter Antin aus Frankreich ging im Jahr 2021 in Paris an die Börse Euronext. Seit Anfang 2023 hat sich der Kurs, der 2022 bei 35 Euro gelegen hat, halbiert auf 11 Euro. Die Marktkapitalisierung fiel auf 2 Mrd. Euro. Antin-Senior-Partner Francisco Abularach wechselt Anfang Juli als neuer Infrastruktur-Europachef zu J.P. Morgan.

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