Mailand

In Italien wird die Pasta knapp

Der Italiener liebstes Nahrungsmittel wird knapp – das treibt die Preise für Pasta nach oben. Und nicht nur das: Auch die Inflation legt zu. Das verleitet manch einen Unternehmer zu ungewöhnlichen Werbeaktionen.

In Italien wird die Pasta knapp

In Italien werden Nudeln knapp. „Und das Schlimmste steht vielleicht noch bevor“, fürchtet Analystin Severine Omnes-Maisons vom Agrar-Forschungsinstitut Stratégie Grains. Für die Nudelnation Italien, wo die Pasta in ihren verschiedenen Variationen Bestandteil des täglichen Essens eines Großteils der Bevölkerung ist, bedeutet das eine Katastrophe. Grund für die angespannte Lage ist, dass Hitze und Trockenheit die Ernteerträge beim wichtigsten Erzeuger von Hartweizen, Kanada, um 50% haben sinken lassen. Auch in anderen Ländern, etwa in Italien selbst, wurde deutlich weniger geerntet als üblich. Die Produktion der Sorte Durum ist auf ein 20-Jahres-Tief gefallen.

Vincenzo Divella, Chef des gleichnamigen Nudelherstellers beschreibt die Situation als „sehr ernst“. Denn parallel zum sinkenden Angebot ist der Pasta-Konsum in der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Die Knappheit hat die Preise deutlich hochgetrieben. Seit Januar ist der Preis pro Tonne von 350 auf 600 Euro gestiegen. Nun müssen sich auch die Endverbraucher darauf einstellen, tiefer in die Tasche greifen zu müssen.

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Das ist eine weitere schlechte Nachricht von der Preisfront. Denn auch die Energiepreise sind massiv gestiegen. Um die Lage für sozial Schwache abzufedern, zahlt die Regierung ihnen Boni und übernimmt einen Teil der Rechnung für Gas, Elektrizität und Wasser. Aber auch die Preise für Benzin haben deutlich angezogen. Für den Liter Benzin müssen teilweise mehr als 2 Euro gezahlt werden. Die höheren Transport-, Energie- und Rohstoffkosten schlagen auch auf andere Sektoren durch. Und auch Weine, vor allem bessere Qualitäten, sind massiv teurer geworden.

Zwar ist die Inflationsrate im Oktober mit 3% im Vergleich etwa zu Deutschland niedrig. Doch das Thema Teuerung nimmt in der öffentlichen Diskussion immer mehr Raum ein. Dies gilt umso mehr, als die sich wieder ausbreitende Corona-Pandemie und die Inflation den Aufschwung abwürgen könnten. Noch sieht sich das Land mit einer Wachstumsrate von voraussichtlich mehr als 6% in diesem und prognostizierten 4,5% im nächsten Jahr als europäische Wirtschaftslokomotive. Doch das kann sich schnell ändern.

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Für Aufsehen sorgt in diesem Umfeld derzeit die Supermarktkette Esselunga. In vielen Städten sind große Plakate zu sehen: „Das Leben wird teurer. Wir senken die Preise“, heißt es mit Hinweis auf steigende Energie-, Rohstoff- und Benzinpreise. Esselunga hat eine Auswahl von Grundprodukten des täglichen Lebens der Italiener – von der Pasta, über Reis und Öl bis hin zu passierten Tomaten und Hygieneprodukten – verbilligt – um durchschnittlich 6%. Dies gelte so lange, bis sich die allgemeine Situation entspannt habe, verspricht Esselunga und fordert die Lebensmittelindustrie dazu auf, die Initiative zu unterstützen. Es bleibt abzuwarten, ob der Appell befolgt wird und wie lange Esselunga das durchhalten wird bzw. inwieweit die Konkurrenz dem Beispiel folgen kann und will.

Unterdessen kann sich Italien natürlich dem internationalen Kontext nicht entziehen. Das Fehlen von Chips und Rohmaterialien bremst die wirtschaftlichen Aktivitäten in vielen Sektoren und verteuert viele Produkte. Und die allmählich steigenden Coronazahlen führen zu immer stärker spürbaren Einschränkungen.

In Südtirol, wo die Ansteckungszahlen aufgrund der großen Zahl der Impfgegner besonders hoch sind, fürchtet man bereits den Ausfall einer weiteren Skisaison. Und auch die Kreuzfahrtschiffe, die erst vor wenigen Monaten wieder unter hohen Sicherheitsauflagen auslaufen durften, könnten womöglich bald wieder in die Häfen zurückkehren müssen.

Schon jetzt werden bei den strengen Kontrollen immer mehr Passagiere positiv getestet und müssen das Schiff verlassen oder dürfen gar nicht mehr an Bord gehen, wie jüngst im Fall der MSC Splendida, wo mehrere Personen ihre Fahrt nicht beenden durften und in Civitavecchia bleiben mussten. Das Schiff durfte schließlich mit mehrstündiger Verspätung doch noch auslaufen – natürlich ohne die Infizierten.