MarktplatzSAP und der Dax

Klumpenrisiko im deutschen Leitindex

Der Anteil des schwersten Dax-Wertes SAP am deutschen Leitindex beträgt 15%, womit die gute Kursperformance den Index kräftig mitzieht. Ein so hohes Gewicht sorgt aber auch für Probleme.

Klumpenrisiko im deutschen Leitindex

SAP

Klumpenrisiken
im Dax

Von Dieter Kuckelkorn

Die von SAP vorgelegten Quartalszahlen haben am Dienstag die Akteure am europäischen Aktienmarkt beeindruckt. Die Aktie legte daraufhin zeitweilig um fast 6% zu, und sie entthronte die niederländische ASML als den von der Marktkapitalisierung her führenden europäischen Technologietitel. Im Dax ist sie der schwerste Wert, sie kommt auf einen beträchtlichen Anteil von 15% an dem deutschen Leitindex, wobei dies der Kappungsgrenze für einzelne Indexmitglieder entspricht, die als Reaktion auf die Abwanderung von Linde von vormals 10% angehoben wurde.

Konzentration auch in den USA

Ein so hohes Gewicht eines Einzeltitels gibt es nicht einmal in den USA, auch wenn dort die „Magnificent 7“, also die sieben großen Technologiewerte, auf insgesamt rund 30% Anteil am wichtigsten US-Index S&P 500 kommen – was dort übrigens für viel Kritik sorgt. Der schwerste Einzelwert im S&P 500, nämlich Apple, erreicht aber nur etwa 10%.

Beeindruckend ist auch, dass das Gewicht von SAP im Dax größer ist als dasjenige der drei großen Automobilkonzerne zusammen, die bis vor wenigen Jahren noch die Vorzeigeobjekte der deutschen Wirtschaft waren.

Sollte die Marktkapitalisierung von SAP relativ zu derjenigen der anderen Dax-Mitglieder weiter steigen, stellt sich die Frage, was dann geschehen soll. Müsste der maximal erlaubte Anteil eines Einzelwerts am Index auf 20% oder gar 25% angehoben werden?

Ein solch hohes, im internationalen Vergleich also unübliches Gewicht hat auch durchaus Vorteile. So bringt die sehr ansprechende aktuelle Performance der SAP-Aktie von 57% seit Jahresanfang und 73% binnen eines Jahres ohne Zweifel den Dax voran und lässt den deutschen Aktienmarkt somit im internationalen Vergleich gut aussehen, zumindest wenn man sich nur den Dax als Maßstab ansieht.

Probleme für aktive Fonds

Dennoch muss man von einem hohen Klumpenrisiko sprechen, denn auch SAP wird nicht immer der Überflieger bleiben und ein derartiges Schwergewicht kann den Dax auch deutlich nach unten ziehen, zumal die Volatilität von Technologiewerten oft höher ist. Vor allem aber sorgt ein solches Gewicht für eine Wettbewerbsverzerrung aktiver Publikumsfonds gegenüber passiven Vehikeln, die Indizes genau abbilden. Nach den europäischen Ucits-Regeln darf der Anteil eines einzelnen Wertpapiers in einem (aktiven) Fonds nämlich maximal 10% ausmachen. Aktuell wird es damit für deutsche Aktienfonds, die den Dax als Benchmark haben, schwierig, diesen und entsprechende Index-ETFs in der Performance zu erreichen.

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