KommentarEnergiewende auf britisch

Kohleausstieg bringt Ungewissheit

Für Großbritannien ist der Kohleausstieg der Einstieg in die Ungewissheit. Denn Energieminister Ed Miliband hat zwar große Ideen, aber keinen Plan.

Kohleausstieg bringt Ungewissheit

Energiewende

Einstieg in die Ungewissheit

Von Andreas Hippin

Großbritannien hat die Kohlezeit eingeleitet. Nun schließt das Land als erstes Mitglied der G7 sein letztes Kohlekraftwerk. Damit enden mehr als 140 Jahre Stromerzeugung aus dem fossilen Brennstoff. 1882 hatte Thomas Edison das Kraftwerk Holborn Viaduct an den Start gebracht. Es sorgte für elektrisches Licht auf den Straßen Londons. Das Kraftwerk Ratcliffe-on-Soar in Nottinghamshire, das am Montag zum letzten Mal Strom ins Netz einspeiste, ist 57 Jahre alt. Es wurde zuletzt von Uniper betrieben.

Nun sollen auf dem Kraftwerksgelände 7.000 bis 8.000 Jobs rund um kohlenstoffarme Energieerzeugung und fortgeschrittene Fertigungstechnologien entstehen. Es ist allerdings verdammt schwer, die dafür nötigen Unternehmen anzusiedeln. Wer die Bemühungen des Landes Nordrhein-Westfalen verfolgt hat, solche Unternehmen auf ehemaligen Industrieflächen im nördlichen Ruhrgebiet anzusiedeln, kann davon ein Lied singen.

Strompreis geht durch die Decke

Ungewiss ist aber nicht nur die Zukunft des bisherigen Kraftwerksstandorts. Der Kohleausstieg hat auch dazu geführt, dass britische Unternehmen mittlerweile die höchsten Strompreise in der entwickelten Welt bezahlen. Denn weil die Sonne nicht immer scheint und der Wind nicht ständig bläst, ist das Land für die Energiewende auf Erdgas angewiesen.

Das wäre an sich kein Problem. Das Land verfügt über große Schiefergasvorkommen, und in der Nordsee harren gleich mehrere Gasfelder der Erschließung. Doch weil es sich auch bei Gas um einen fossilen Energieträger handelt, ist nicht damit zu rechnen, dass die derzeitige Regierung grünes Licht dafür geben wird. Lieber importiert sie Flüssiggas aus Ländern wie Katar. Das wird die Preise hoch halten.

Planlos in die Zukunft

Energieminister Ed Miliband will die Stromversorgung bis 2030 dekarbonisieren. Einen Plan hat er dafür nicht. Bislang gab es keine Blackouts, obwohl im vergangenen Winter keine Reserve-Kohlekraftwerke aktiv waren. Der Ausstieg ist ein Einstieg in die Ungewissheit. Eine weitere Deindustrialisierung droht. Selbst Rechenzentren brauchen eine Menge Strom.

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