Paris

Langsamere Skilifte

Während Charteranbieter einen Run auf ihre Segeljachten verbuchen, bangen Wintersportorte und Liftbetreiber wegen des starken Anstiegs der Energiepreise und der hohen Inflation um die Saison.

Langsamere Skilifte

Wer in Frankreich den Spätsommer mit Freunden an einem Wochenende während eines Segeltörns ausklingen lassen will, bekommt bei vielen Bootsvercharterern diese Antwort zu hören: „Unter einer Woche machen wir es nicht mehr.“ Seit dem Ende der Coronabeschränkungen zieht es viele Franzosen aufs Wasser, sicher auch, weil Segeln für Freiheit und eine gesunde Lebensweise steht. Entsprechend ausgebucht sind deshalb selbst nach dem Ende der Sommer­ferien viele Charterjachten.

Klassische Charteranbieter wie Dream Yacht Charter bekommen inzwischen zudem verstärkt die Konkurrenz von Internetplattformen wie Click & Boat und Samboat zu spüren, den Airbnbs der Meere. Bei ihnen können Segler die Boote anderer Privatleute mieten – meist günstiger, da bei ihnen keine Kosten für Verwaltung und Wartung durch Angestellte anfallen. Die Vermittlungsplattformen profitieren auch von der hohen Inflation, die viele Franzosen nach Möglichkeiten suchen lässt, Geld zu sparen. Die Buchungen seien diesen Sommer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 71% gestiegen, berichtet Click & Boat. Viele Gäste würden bereits weit im Voraus buchen, berichtet eine Bootseignerin, die mit Hilfe der Vermietung die Kosten von 3000 Euro deckt, die jährlich für den Unterhalt ihrer Jacht anfallen.

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Antizipieren heißt es auch für die französische Wintersportindustrie, von der rund 120000 Arbeitsplätze abhängen. Sie fürchtet, dass ihr die Explosion der Energiepreise und die wegen der Inflation gesunkene Kaufkraft die Saison verderben könnten. Ein Drittel der Skiliftbetreiber muss dieses Jahr die Stromverträge erneuern. Ihre Ausgaben für Energie könnten deshalb um 5% bis 20% steigen. Die Sata Group, die Lifte in Les 2 Alpes, Alpe d’Huez und La Grave betreibt, hat ausgerechnet, dass sich ihre Kosten verzehnfachen, von 2 Mill. auf 20 Mill. Euro.

Besonders stark trifft der starke Anstieg der Energiekosten kleine Wintersportorte. Bisher sind jedoch alle fest entschlossen, trotz allem ihre Lifte im Winter in Betrieb zu nehmen. Vertreter der Wintersportregionen haben bereits mit der Regierung über ihre Probleme gesprochen.

Die Liftbetreiber hoffen, dass sie von den begleitenden Maßnahmen für Unternehmen mit hohem Elektrizitätsverbrauch profitieren können. Sie erwägen, in diesem Winter die Geschwindigkeit der Lifte zu drosseln, um Energie zu sparen. Wenn man sie um fünf bis sechs Meter pro Sekunde senke, könne man 30% beim Stromverbrauch sparen, da dieser von der Geschwindigkeit des Lifts abhänge, sagt Mathieu Dechavanne von der Compagnie du Mont-Blanc. Zudem könnte in den Gebäuden die Temperatur der Heizung um 1 Grad gesenkt werden, um Heizungskosten zu sparen. Der 250 Kilometer südwestlich von Toulouse in den Pyrenäen gelegene Skiort Artouste will zudem die Öffnungszeiten der Lifte außerhalb der Wochenenden und Schulferien einschränken. Nachts bei Flutlicht Skilaufen zu gehen, wie es bisher in einigen Wintersportorten ging, dürfte nicht mehr möglich sein. Man müsse das Flutlicht, das sehr viel Energie verbrauche, vermeiden, und das Stromnetz abends entlasten, wenn die Haushalte daheim Strom benötigten, sagt der Bürgermeister von La Plagne-Tarentaise, Jean-Luc Boch.

Einige Liftbetreiber wie Compagnie des Alpes haben bereits angefangen, Fotovoltaik-Anlagen zu installieren. Doch bisher werden damit nur ein paar Prozent ihres Strombedarfs gedeckt. Zu den Sorgen über die Energiepreise kommt die Furcht, dass die Gäste wegen der hohen Inflation ausbleiben könnten. Deshalb plädieren die Liftbetreiber dafür, den Anstieg der Energiepreise nicht zu stark auf die Skipässe aufzuschlagen. Eine Erhöhung der Skipässe um 2 bis 3 Euro könnte reichen, um die Hälfte des Anstiegs der Energiekosten auszugleichen, meint Bürgermeister Boch. Das sei so moderat, dass es Gäste nicht abschrecken dürfte. Bisher sind die Buchungen für den Winter im Vergleich zum Vorjahreszeitraum höher. In der Saison 2021/22 kamen die französischen Wintersportorte auf 53,9 Millionen Skitagesgäste.

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