Lieber früher als später
Bondprimärmarkt
Lieber früher
als später
Von Kai Johannsen
Emittenten und Investoren an den europäischen Bondprimärmärkten müssen sich darauf einstellen, dass das sogenannte Frontloading an den Märkten in diesem Jahr stärker ausfallen wird als sonst üblich. Unter Frontloading versteht man, dass Emittenten im ersten Halbjahr in Bezug auf ihren gesamten Refinanzierungsbedarf des Jahres einen größeren Anteil der Mittelaufnahme realisieren, verglichen mit der zweiten Jahreshälfte. Das hat in normalen Zeiten damit zu tun, dass das zweite Halbjahr weniger aktive Handelstage am Primärmarkt aufweist als das erste Halbjahr. Denn zu berücksichtigen ist die Sommerpause im Juli/August und der Abschluss des Primärmarktjahres, der für gewöhnlich schon Anfang Dezember ansteht. Außerdem gibt es Emittenten verständlicherweise Sicherheit, wenn das Funding eines Jahres frühzeitig weitgehend realisiert ist und nicht erst nach der Sommerpause zu großen Teilen realisiert werden muss. Marktturbulenzen könnten hier einen Strich durch die Funding-Rechnung machen, also lautet die Devise: Lieber früher als später.
Und genau das könnte in diesem Jahr in den ersten sechs Monaten noch zu einer sehr viel stärkeren Beanspruchung des Bondprimärmarktes in Europa führen. Denn an den Märkten machen sich seit einigen Wochen Sorgen breit, dass die Platzierbarkeit von Bonds schwieriger werden könnte. Im Blick haben Anleger hohe Haushaltsdefizite und Schuldenstände der Staaten und Gebietskörperschaften. Da könnte der eine oder andere Investor einer Emission auch mal die kalte Schulter zeigen. Für Emittenten, die eine gewisse zeitliche Flexibilität haben, mag das erstmal nicht ein großes Problem sein. Aber Daueremittenten, die regelmäßig an den Markt müssen, könnten in etwaigen Stresszeiten und damit Investorenzurückhaltung schon eher mal die Stirn in Falten legen. Vor diesem Hintergrund werden sie versuchen, ihr Schäfchen 2025 schnell ins Trockene zu bringen. Und somit könnte der eine oder andere Emittent bei den Investoren in Kürze mit mehr Bondmaterial als sonst bei den Investoren vorstellig werden – und vielleicht auch mehr Rendite bieten.