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Am US-Aktienmarkt herrscht zu viel Zuversicht

Die nach unten gerichteten Gewinnrevisionen an Wall Street haben den höchsten Stand seit rund zehn Jahren erreicht. Allerdings sind die Gewinnerwartungen insbesondere für 2026 immer noch zu positiv.

Am US-Aktienmarkt herrscht zu viel Zuversicht

US-Aktienmarkt

Noch zu viel
Zuversicht

Von Dieter Kuckelkorn

Der amerikanische Aktienmarkt hat sich im laufenden Jahr deutlich schlechter entwickelt als die europäischen Börsen. So kommt der S&P 500 seit Jahresanfang auf ein Minus von 5%, während der Dax immer noch einen Anstieg von 12% ausweist, trotz der jüngsten Verluste. Damit könnte sich die Frage stellen, ob der US-Markt vielleicht früher die Kurve kriegt und bald zur Erholung ansetzt, zumal Präsident Trump mit seiner Handelspolitik ja gerade die verarbeitende US-Industrie wieder auf die Beine bringen will.

Prognosen werden korrigiert

Danach sieht allerdings eher nicht aus. So sind die negativen Gewinnrevisionen der Unternehmen im S&P 500 im ersten Quartal auf den höchsten Stand seit rund zehn Jahren geklettert. Selbst im Rahmen der Pandemie waren sie nicht so hoch wie jetzt. Rund 54% der Änderungen des Ausblicks weisen derzeit nach unten, was ein sehr hoher Wert angesichts der Tatsache ist, dass börsennotierte US-Unternehmen dem gezielten, möglichst immer positiven Management der Erwartungen viel Mühe widmen. Und aktuell kommen die Analysten mit der Korrektur ihrer Prognosen kaum hinterher. Übrigens beschränkt sich dieses Phänomen nicht auf die USA, auch Europa und andere Weltregionen sind betroffen.

Konstante US-Handelspolitik

Die Negativ-Revisionen betreffen freilich das laufende Jahr, für 2026 herrscht allerorten noch Optimismus vor. Die Gewinnerwartungen für 2026 für den S&P 500 gehen sogar von einem Rekordniveau der Erträge aus. Und das trotz der bereits gesenkten Ertragsprognosen für die großen Technologiewerte. Daher erscheinen die Gewinnerwartungen als unrealistisch, sodass weitere Anpassungen an die Realität zu erwarten sind − zumal nicht davon auszugehen ist, dass Trump seine konfrontative Handelspolitik auf absehbare Zeit ändert. Wahrscheinlich ist eher eine weitere Eskalation, weil sich die Handelspartner der USA zunehmend wehren und Trump wegen der negativen Konjunkturwirkungen unter steigenden Druck geraten wird, seinen Wählern Erfolge zu präsentieren. Die negative Perspektive gilt damit natürlich nicht nur für den amerikanischen Aktienmarkt.

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