KommentarHSBC

Nach dem Gipfel Mühen der Ebene

Bei HSBC könnte die Geschäftsentwicklung kaum besser sein. Dem Nachfolger von CEO Noel Quinn wird es schwerfallen, das Niveau zu halten.

Nach dem Gipfel Mühen der Ebene

HSBC

Nach dem Gipfel Mühen der Ebene

Von Andreas Hippin

Noel Quinn hat gut lachen. Der Chef der britischen Großbank HSBC verlässt das Institut zu einer Zeit, in der das Geschäft kaum besser laufen könnte. Man muss weit zurückgehen, bis man ein Jahr findet, in dem die Rentabilität schon einmal so hoch war. Quinn will erstmal Pause machen und ein bisschen Tempo rausnehmen. Aus dem aktiven Erwerbsleben wird er sich aber nicht verabschieden. Er kann in Bewerbungsgesprächen künftig damit punkten, den Supertanker HSBC gewendet zu haben.

Sein Nachfolger Georges Elhedery sorgt bislang als Finanzchef der Gruppe im Verborgenen dafür, dass Quinn glänzen kann. Für ihn gilt ein Satz aus einem Gedicht von Bertolt Brecht von 1949: Die Mühen der Berge haben wir hinter uns, vor uns liegen die Mühen der Ebenen.

Ausschüttungsniveau kaum zu halten

Nachdem der Zinsgipfel bereits überschritten oder doch zumindest fast erreicht sein dürfte, rückt die Frage in den Vordergrund, wie das derzeitige Ausschüttungsniveau gehalten werden soll. Quinn beglückt die Anteilseigner mit Dividenden und Aktienrückkäufen im Volumen von 4,8 Mrd. Dollar. Es ist eine Reaktion auf den Druck von Aktionären wie Ping An. Der chinesische Versicherer hatte die Ausgliederung des rentablen Asiengeschäfts gefordert.

Nachhaltig ist das nicht, wenn die Zinsen fallen. HSBC hat in weiser Voraussicht eine Menge dafür getan, alternative Einnahmequellen zu erschließen. Ob sie mehr leisten werden, als den früher oder später zu erwartenden Rückgang des Zinsergebnisses abzufedern, wird sich zeigen. Bis dahin sorgen Absicherungsgeschäfte dafür, dass die Erträge nicht ganz so empfindlich auf die Zinsentwicklung reagieren wie noch vor einigen Jahren.

Und dann ist da noch der Elefant im Raum: die US-Wahlen im November. Bislang hat es HSBC geschafft, sich unbeschadet durch die zunehmenden Spannungen zwischen China und den Vereinigten Staaten hindurchzunavigieren. Die Bank ist darauf angewiesen, dass es so bleibt, wenn sie ihr Geschäftsmodell beibehalten will. Elhedery braucht starke Nerven, wenn er nach dem Zinsgipfel gut durch die Ebene kommen will.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.