Des einen Leid ist des anderen Freud
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Des einen Leid ist des anderen Freud
Von Andreas Hippin
Während man sich an der Wall Street darauf einstellt, dass der US-Leitzins nicht so schnell sinken wird, profitiert der FTSE 100 von der Hoffnung, dass die Bank of England schnell auf eine lockere Geldpolitik umschwenken wird. Des einen Leid ist des anderen Freud: Der britische Leitindex eilt von Rekord zu Rekord. Am Dienstag notierte er zeitweise auf 8.076 Zählern.
Zinssenkungsfantasien beflügeln
Nachdem britische Aktien lange Zeit links liegen gelassen wurden, profitieren sie nun von Zinssenkungsfantasien. Dazu hat auch Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, beigetragen. Er stellte für den kommenden Monat einen starken Rückgang der Inflation in Aussicht. Auf der anderen Seite des Atlantiks wird selbst eine weitere Leitzinserhöhung nicht mehr ausgeschlossen. Die „Glorreichen Sieben“, die den S&P 500 in lichte Höhen trieben, wirken ausgepowert.
Starker Dollar lässt Gewinne steigen
Natürlich sollte man den erratischen Kurszuckungen am Aktienmarkt und den nicht enden wollenden Zinsspekulationen nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Doch es gibt eine ganze Reihe von handfesten Gründen, die für britische Dividendenpapiere sprechen. Da ist zum einen der starke Dollar. Denn der FTSE 100 ist alles andere als ein Spiegel der britischen Wirtschaft. Viele der darin vertretenen Gesellschaften machen einen wesentlichen Teil ihres Geschäfts in der US-Währung. Wenn sie gegen das Pfund zulegt, steigen ihre Gewinne in der Heimatwährung.
Gold und Öl
Zum anderen spielen Rohstoffkonzerne eine große Rolle. Angesichts der explosiven Lage in Nahost profitieren sie von steigenden Energiepreisen und dem wachsenden Interesse an Edelmetallen. Es gibt zudem einen starken Rüstungssektor, dem die weltweit zunehmenden Spannungen jede Menge Aufträge bescheren. Die an der Nasdaq hochgejubelte Technologiebranche ist dagegen nur schwach vertreten.
Firmenjäger werden aktiv
Britische Unternehmen sind günstig bewertet und zahlen hohe Dividenden. Immer mehr werden übernommen. Zuletzt holte sich der US-Türen- und Fensterhersteller Quanex den Wettbewerber Tyman. Denn ein hoher Indexstand bedeutet nicht, dass die Firmen teuer wären.