Notiert inMailand

Melonis Gurkentruppe

Italiens Premierministerin Giorgia Meloni mischt Europa auf. Einige ihrer engen Mitstreiter machen dagegen durch Inkompetenz oder Skandale von sich reden.

Melonis Gurkentruppe

Notiert in Mailand

Melonis Gurkentruppe

Italiens Regierungschefin sorgt für Furore. Doch einige ihrer engen Mitarbeiter machen durch Inkompetenz oder Skandale von sich reden.

Von Gerhard Bläske
Von Gerhard Bläske, Mailand

Vor drei Jahren war Italiens Premierministerin Giorgia Meloni Chefin einer rechtsnationalen Partei, die auf wenig mehr als 4% der Stimmen kam. Obwohl sie unter Silvio Berlusconi bereits zwischen 2008 und 2011 Ministerin für Jugend und Sport war, kannte sie zumindest außerhalb Italiens kaum jemand.

Das hat sich geändert, seit sie im September 2022 mit rund 26% die Parlamentswahlen gewann und Premierministerin wurde. Ihre Partei Fratelli dItalia stellt neun Minister. Und Meloni sorgt nicht nur national, sondern auch international für Furore.

Überforderte Minister

Doch das rasche Wachstum ihrer Rechtsaußenpartei hatte seinen Preis. Denn in den Reihen hinter der Premierministerin herrschen überwiegend Mittelmäßigkeit und Inkompetenz. Es ist ihr kaum gelungen, die Partei zu öffnen und kompetentes Personal in die Regierung zu holen. Positive Ausnahmen sind Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti, der aber der Partei Lega angehört. Auch Verteidigungsminister Guido Crosetto gehört zu den Pluspunkten. Meloni hat vor allem alte Parteigenossen und Vertraute in die Regierung berufen, die ihren Rollen kaum gewachsen sind.

Das gilt etwa für den parteilosen Kulturminister Gennaro Sangiuliani, der allzu offen mit vertraulichen Informationen umging und zurücktreten musste, weil er von seiner Geliebten, einer Influencerin, erpresst wurde. Der Staatssekretär im Justizministerium, Andrea Delmastro Delle Vedove, wurde erstinstanzlich verurteilt, weil er seinem Parteigenossen Giovanni Donzelli Staatsgeheimnisse erzählte, die dieser dann vor dem Parlament ausplauderte. Senatspräsident Ignazio Benito La Russa schließlich macht immer wieder mit positiven Bemerkungen über den Diktator Benito Mussolini von sich reden und sammelt Statuen des Faschisten. La Russa ist ein enger Vertrauter Melonis und Mitgründer ihrer Partei. Und Tourismusministerin Daniela Santanchè – Markenzeichen hochhackige Luxusschuhe und Hermès-Tasche – muss sich vor Gericht wegen Bilanzfälschung und Subventionsbetrug während der Corona-Pandemie verantworten. Sowohl Delmastro als auch Santanchè dürfen in der Regierung bleiben.

Vetternwirtschaft

Mit Posten belohnt werden auch Verwandte. Meloni-Schwester Arianna ist de facto Fratelli-dItalia-Chefin. Francesco Lollobrigida, langjähriger Partner der Meloni-Schwester und Vater ihrer beiden Töchter, ist Landwirtschaftsminister. Zweifel gibt es nicht nur an seiner Kompetenz. Immer wieder macht er auch durch Dummheiten von sich reden. So lässt er schon mal einen Zug in einem kleinen Ort anhalten, weil er dort einen Termin wahrzunehmen hat. Kürzlich sorgte er für Lacher, weil er ernsthaft vor den Gefahren exzessiven Wasserkonsums warnte, der gefährlich sei und zum Tod führen könne.

Beobachter sehen in dem schwachen Führungspersonal die Achillesferse Melonis. Doch das hat ihr persönlich bisher nicht geschadet. Ihre Popularitätswerte sind weiter sehr hoch.

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