Mission impossible für John Elkann
STELLANTIS
Mission impossible für John Elkann
Von Gerhard Bläske
Es ist fast eine Mission impossible für John Elkann (48) beim französisch dominierten Autokonzern Stellantis. Der bisherige Chairman sowie CEO von Großaktionär Exor steigt nach dem Rausschmiss des bisherigen Stellantis-CEO Carlos Tavares selbst in die Bütt, um zu retten, was zu retten ist. Der Enkel des legendären Fiat-Chefs Gianni Agnelli war ja selbst Teil der bisherigen Führung und hat Tavares bislang stets die Stange gehalten.
Ein bisschen ist es ein Déjà-vu-Erlebnis für ihn. Denn als vor mehr als sechs Jahren sein Mentor und Lehrmeister Sergio Marchionne verstarb, musste er die Führung des Fiat-Chrysler-Konzerns (FCA) übernehmen. Er fädelte die Fusion mit der Opel-Mutter Peugeot Citroën (PSA) ein.
Dramatische Lage
Heute ist die Lage ungleich dramatischer. Der Automarkt befindet sich im freien Fall. Die Marktanteile, Verkäufe, Umsätze und Gewinne erodieren. Elektroautos sind fast unverkäuflich. Der Aktienkurs ist im Keller. Die einstige Cashcow USA liegt am Boden, weil die Modelle von Chrysler, Ram und Jeep nicht mehr gefragt sind. Und es drohen Strafzölle. Hinzu kommt: Anders als einst bei FCA hat Elkann es heute mit dem französischen Staat und der Familie Peugeot als weiteren Aktionären mit divergierenden Interessen zu tun. In Italien sitzt ihm die Regierung im Nacken. Sein Verhältnis zu Premierministerin Giorgia Meloni ist mehr als angespannt. Meloni ist in höchster Sorge und verlangt mehr Investitionen in Italien.
Elkann hat zwar mit diversen Investments das Vermögen der Familie kräftig gemehrt. Doch der in New York geborene und in Frankreich, Großbritannien und Brasilien aufgewachsene Elkann hat nicht das Charisma und das Standing seines Großvaters. Beim ATP-Finals-Tennisturnier in Turin wurde er kürzlich sogar ausgepfiffen.
Elkanns Mission ist eine Quadratur des Kreises: Kosten senken, gleichzeitig in attraktive neue Modelle investieren und Massenentlassungen vermeiden. Kurzfristig gilt es, einen neuen CEO zu finden. Ob eine ins Spiel gebrachte Fusion mit Renault die Lösung wäre, ist mehr als fraglich. Da gäbe es zu viele Überschneidungen.