Mit Trump endet für den Welthandel die Zeit der Planbarkeit
US-Zölle
Ende der Planbarkeit
Von Sebastian Schmid
Investitionsentscheidungen in der Industrie werden nicht für Jahre, sondern Jahrzehnte getroffen. Mit US-Präsident Trump ist ein solcher Planungshorizont nicht mehr gegeben.
Mit US-Präsident Donald Trump kehrt nicht nur das Zoll-Gespenst zurück. Das Prinzip von Freihandelsabkommen an sich wird infrage gestellt. Denn diese sollen eine langfristige Investitionssicherheit bieten und den Handel zwischen verschiedenen Partnerländern fördern. Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Exporte der beiden NAFTA-Partner Mexiko und Kanada in die USA mit einem Zoll von 25% zu belegen, zeigt, wie fragil solche Vereinbarungen aktuell sind.
Als vorgeschobener Grund erklärt Trump, die Länder würden Kriminalität und Drogen in die USA tragen. Die deutsche Autoindustrie träfen die Zölle hart. In Kanada sind auf den ersten Blick zwar nur japanische und US-Hersteller betroffen. Doch auch Volkswagens Nordamerika-Strategie muss wohl angepasst werden. So könnte die Trump-Ankündigung der endgültige Sargnagel für das kanadische Projekt des schwer angeschlagenen Batteriezellenherstellers Northvolt sein, der mit VW dort eine riesige Produktion hochziehen will – für Autos, die in den USA endgefertigt werden.
Deutsche Autohersteller betroffen
Noch schwerwiegender wären indes Zölle auf Autoimporte aus Mexiko. Hier produziert die Volkswagen-Tochter Audi den im US-Markt gefragten Familien-SUV Q5. VW selbst produziert in Mexiko Volumenmodelle, die wenig Spielraum beim Preis haben. Auch BMW hat ein Werk in dem mittelamerikanischen Land und wollte die Produktion eigentlich sogar ausbauen – ein Plan, der nun in der Schublade landen dürfte. Da ist es nur ein geringer Trost, dass Trumps Zollorgie auch die heimischen US-Hersteller hart trifft, die in Mexiko ebenfalls zahlreiche Werke aufgebaut hatten.
Für die Automobilindustrie, die auf lange Planungszyklen blickt, ist die neue Unsicherheit Gift. Womöglich erzielt Trump damit dennoch den erwünschten Effekt. Denn die Vereinigten Staaten sind einer der beiden größten Automärkte weltweit. Die Branche kann auf diesen kaum verzichten. Insbesondere, da im weltgrößten Markt China einheimische Automarken sukzessive Anteile gewinnen. Neue Investitionen dürften schon zur Risikosenkung in den USA erfolgen. Derweil sind auch Zölle auf EU-Exporte in die USA nicht vom Tisch, nur weil Trump diese im jüngsten Tweet nicht explizit erwähnt hat. Schon bei seinem nächsten Tweet-Tourette kann das anders sein. Die Zeit der Planbarkeit im globalen Handel läuft am 20. Januar ab. Denn dann verlässt Joe Biden das Weiße Haus.