KommentarEs drohen BaFin-Maßnahmen

Neobroker unter Druck

Neobroker wie Trade Republic sind mit technischen Ausfällen und in der Folge mit Kundenbeschwerden konfrontiert. Die BaFin kann das so nicht laufen lassen.

Neobroker unter Druck

Was für ein Desaster: Tausende, wenn nicht Hunderttausende Anleger befanden sich mit ihrer Trading-App vergangene Woche an zwei Tagen im Blindflug, als am Markt die Post abging. Besonders viele Beschwerden fingen sich die beiden Neobroker Trade Republic und Scalable Capital ein, aber auch bei ING und Deutscher Bank hakte es. Dieses Versagen der Broker hat die BaFin auf den Plan gerufen – und insbesondere Trade Republic droht Ungemach.

Selbst an normalen Tagen wackelt die App

Denn die Berliner sind Wiederholungstäter, und die Palette der Kundenbeschwerden ist breiter und tiefer, sprich die Funktionsstörungen gehen über Tage mit exorbitant hohem Handelsvolumen hinaus. Die Beweislage dafür ist vielfältig. Da sind die über Portale wie AlleStoerungen.de festgehaltenen Beschwerden sowie über Social Media dokumentierte Erlebnisse – plus das, was man anekdotisch erfährt, wenn man mit dem einen oder anderen Privatanleger spricht.

Bestandsaufnahme der Aufsicht läuft

Und daraus ergibt sich folgendes Bild: Trade Republic ist mit Basisfunktionen und Kundendienst eines Brokers für 8 Millionen Anleger überfordert. Selbst in normalen Börsenphasen kommt es zu Funktionsausfällen – da ist es nicht verwunderlich, dass es an heißen Handelstagen an Kapazitäten mangelt. Wie die Sachlage bei den Störungen genau ist, das fragt die BaFin gerade bei allen betroffenen Brokern ab.

Ein Mindestmaß an Absicherung

Und da kommt Ärger auf Trade Republic zu, erscheinen aufsichtliche Maßnahmen inzwischen doch als angemessen. Das betrifft zum einen die Aufrüstung der Infrastruktur. Dafür dürfte die BaFin neue Mindestanforderungen formulieren. Als Richtschnur mag die Herangehensweise von Tradegate gelten, die immer das Vierfache an Kapazität vorhält, was man im letzten Peak an Volumen und Stückzahl hatte – vergangene Woche war das Aufkommen doppelt so hoch wie beim Vergleichswert von 2021.

Klar ist, dass Broker und Neobroker einen solchen Puffer brauchen als Absicherung für künftige Ereignisse. Ob Trade Republic auch eine Neukundenbeschränkung droht? Die BaFin wird nicht umhinkommen, auch diese Maßnahme in Erwägung zu ziehen.

NEOBROKER

Trade Republic
im Kreuzfeuer

Von Björn Godenrath
BZ+
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