Die sogenannten „Glorreichen Sieben“ haben sich diese Auszeichnung durch die Investoren wegen einer herausragenden Geschäfts- und Gewinndynamik verdient, die ihre Kurse beflügelt. Die Nvidia-Aktie ist allerdings in einem Höhenrausch, der selbst in diesem elitären Kreis herausragt. Die Geschwindigkeit des Kursanstiegs liegt außer Konkurrenz: von 100 Mrd. Dollar auf 3 Bill. Dollar Börsenwert in fünf Jahren und fünf Monaten, ein Plus von 3.280%, ist ein wohl beispielloses Tempo, bei dem auch die Tech-Ikonen Apple und Microsoft auf Abstand gehalten werden. Apple-Aktien haben seit Anfang 2019 rund 325% zugelegt, Microsoft-Titel, die nach Nvidia aufgrund des starken Engagements bei KI-Anwendungen noch am meisten von der Investoreneuphorie profitiert haben, kamen in derselben Zeitspanne um 268% voran.

Nvidia spielt in einer bisher unbekannten Liga, was Wachstumstempo und Gewinndynamik angeht. Seine hochleistungsfähigen Chips für KI-gestützte Softwareprogramme werden dem Unternehmen förmlich aus der Hand gerissen, denn auf dem Halbleitermarkt bewegt sich der Technologiekonzern ebenfalls im buchstäblichen Sinne außer Konkurrenz. Der Shootingstar der Branche kontrolliert 80% des Marktes und kann seinen kaufkräftigen Kunden, in erster Linie Big Tech selbst, die Preise praktisch diktieren.

Dass die Nachfrage plötzlich einbricht, ist angesichts fast täglich neu entdeckter Möglichkeiten für den Einsatz von KI-Software wenig wahrscheinlich. Mehr Risiken liegen womöglich auf der Angebotsseite. Nvidia ist darauf angewiesen, dass der weltgrößte Auftragsfertiger TSMC seine Kapazitäten entsprechend schnell ausbauen kann, damit die Kundenbestellungen auch in Umsätze gemünzt werden können. Ein Riss in der Lieferkette bei dem taiwanesischen Unternehmen hat nicht unbeträchtliches Rückschlagpotenzial für den US-Konzern, denn die Abhängigkeit ist hoch und die globale Diversifizierung der Halbleiterproduktion kommt nur langsam voran. Angesichts hochgesteckter Erwartungen ist auch die Aktie für derlei Bremseffekte anfällig.