Kommentar:Inflation

Paradoxon für die EZB

Die Inflation im Euroraum fällt weiter. Kurzfristig erschwert dies der EZB jedoch die Entscheidung, ob sie in ihrer nächsten Sitzung am 17. April die Zinsen erneut senken soll oder nicht.

Paradoxon für die EZB

Inflation

Paradoxon
für die EZB

Von Martin Pirkl

Die Inflation im Euroraum fällt ein weiteres Mal. Das verkompliziert die Zinsentscheidung für die Notenbank.

In rund zwei Wochen kommt der EZB-Rat zum nächsten Zinsentscheid zusammen. Normalerweise steht so kurz vor einer Sitzung der Ausgang längst so gut wie fest. Doch dieses Mal tun sich die Notenbanker schwer – und die im März gefallene Inflation verkompliziert die Aufgabe. 

Denn die Daten zu den Verbraucherpreisen sind für sich genommen ein Argument für eine Zinssenkung im April. Weniger, weil die Inflationsrate von 2,3 auf 2,2% gefallen ist. Sondern vielmehr, weil die lange Zeit so hartnäckige Teuerung bei Dienstleistungen endlich deutlich nachlässt. Auch wenn man nicht außer Acht lassen darf, dass ein Teil des Rückgangs auf einen statistischen Sondereffekt – dieses Jahr ist Ostern später ist als 2024 – zurückzuführen ist. Es spricht aber einiges dafür, dass die Dienstleistungsinflation auch ohne statistische Effekte in den kommenden Monaten nachlassen wird. Darauf deuten etwa Umfragen bei Unternehmen zu ihren Verkaufspreiserwartungen hin.

Der Weg zurück zum EZB-Inflationsziel ist dennoch kein Selbstläufer. Im April dürfte die Teuerung wieder anziehen. Viel wichtiger ist aber, dass die unübersichtliche und volatile Lage bei der Zollpolitik der USA den Inflationsausblick für den Rest des Jahres und für 2026 erschwert. Die Tauben im EZB-Rat scheinen deshalb durchaus offen für eine Zinspause im April zu sein, um erstmal den Ausgang des Zollkonflikts mit den USA abzuwarten. Das geht etwa aus Äußerungen des italienischen Notenbankchefs hervor.

EZB wird mit Unsicherheit leben müssen

Die für die EZB erfreulichen Inflationszahlen dürften jedoch manche Ratsmitglieder ins Schwanken bringen, ob eine Zinspause trotz der Unsicherheit angemessen ist. Insofern wird es für die Notenbanker schwieriger, einen Konsens zu finden. Denn dass die EZB bis zum 17. April Klarheit bei den Zöllen hat, ist sehr unwahrscheinlich. Zwar verkündet US-Präsident Donald Trump am 2. April, was er sich bei den sogenannten reziproken Zöllen vorstellt. Doch wird damit nicht das letzte Wort gesprochen sein. Die EU bemüht sich weiterhin um eine Verhandlungslösung. Dabei ist offen, wann feststeht, ob diese gelingt. Und wenn sie gelingt, wie diese ausfällt, und wenn nicht, wie die Gegenzölle der EU und Trumps Reaktion darauf ausfallen werden.

Die EZB wird also bei ihrer Zinssitzung in zwei Wochen sehr wahrscheinlich mit der Unsicherheit leben müssen, ob eine Zinspause trotz der fallenden Inflation angemessen ist oder nicht. Der Ausgang des Entscheids ist weiter völlig offen.

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