KommentarPorsche

Stuttgarter Großbaustelle

Die jüngste Gewinnwarnung zeigt, dass Porsche zu einer Großbaustelle mutiert ist. Die US-Zölle erweisen sich als unkalkulierbares Geschäftsrisiko für die Stuttgarter Edelmarke.

Stuttgarter Großbaustelle

Die schwachen Quartalszahlen und die Gewinnwarnung fürs laufende Jahr belegen, dass Porsche an mehreren Stellen gleichzeitig schwer zu kämpfen hat. Die Absatzkrise in China, die Kehrtwende in der Elektrostrategie aufgrund einer schwachen Nachfrage und Trumps Zoll- und Handelskrieg drücken die operative Marge der Edelmarke auf ein Niveau, welches sich immer weiter von den eigenen Ansprüchen entfernt.

Der vom Management für dieses Jahr befürchtete Absturz auf bis zu 6,5% ist in der Tat „historisch“, wie Finanzvorstand Jochen Breckner zur Vorlage des Zwischenberichts einräumte. Es wäre der schlechteste Wert unter der Regie von Vorstandschef Oliver Blume, der das Unternehmen aus Stuttgart-Zuffenhausen seit zehn Jahren führt und seit nunmehr fast drei Jahren zusätzlich Chef der Muttergesellschaft Volkswagen ist. Die drastisch reduzierte Prognose zeigt, dass sich Porsche von der erhofften Erholung im laufenden 12-Monats-Berichtsturnus längst verabschiedet hat. Die langfristig angepeilte Umsatzrendite von 20% rückt in weite Ferne.

Ertragskrise verschärft sich

Porsche mutiert immer mehr zu einer Großbaustelle, die Milliarden verschlingt. Der Konzern ist gezwungen, das Händlernetz in China deutlich zu straffen. Der Schwenk zu mehr Fahrzeugen mit herkömmlichem Verbrenner- statt Elektro-Antrieb kostet fast 1 Mrd. Euro. In der Fertigung von Hochleistungsbatterien führt das zu erhöhten Abschreibungen. Nach der angekündigten Streichung von 1.900 Stellen zeichnet sich ein weiterer Personalabbau ab, da sich die Ertragskrise verschärft.

Richtet man den Blick auf die wachsenden operativen Geschäftsrisiken, sticht der vom US-Präsidenten ausgelöste externe Schock in Form hoher Zölle besonders hervor. Da Porsche in den USA als Neuwagen-Importeur agiert und vor Ort keine eigene Produktion hat, trifft Trumps Protektionismus das Unternehmen mit voller Wucht. Sollten die Mehrkosten auf diesem Feld zulegen, könnte eine weitere Gewinnwarnung folgen. Der Kurssturz der Porsche-Aktie bekäme dann eine neue Dimension.

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Von Stefan Kroneck
BZ+
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