PR-Desaster auf der Trauminsel
Notiert in Tokio
PR-Desaster auf der Trauminsel
Von Martin Fritz
Eine Weltausstellung will die Stärken einer Wirtschaftsmacht sichtbar machen und das Wachstum ankurbeln. Die World Expo 1970 in Osaka erreichte diese Ziele und erzeugte nationale Begeisterung, weil Japan sich mitten im Wirtschaftswunder befand. Aber 55 Jahre später fehlt die Neugier für die Weltausstellung 2025, die am Samstag (13. April) auf der künstlichen Insel Yumeshima (Trauminsel) vor Osaka eröffnet. Laut einer Umfrage interessieren sich nur 22 Prozent für einen Expo-Besuch.
Nachhaltigkeit statt Wachstum
Der Fokus dieser World Expo liegt auf Nachhaltigkeit. Viele Gebäude sind aus Naturmaterialien und wiederverwendbar. Die Expo-Fläche ist nur etwa halb so groß wie die von 1970, aber die Zahl der teilnehmenden Länder doppelt so hoch. Viele Pavillons werden gemeinsam genutzt. Aber einzig das Symbol dieser Expo, ein 20 Meter hoher Holzring, der das Gelände umschließt, sorgt für etwas nationalen Stolz, da die Konstruktion in der traditionellen Nuki-Baumethode aus ineinander verschränkten Balken entstand.
Seit Beginn der Planung war die Ausstellung in Japan umstritten, eben weil das Land mit seiner rasch alternden und schrumpfenden Bevölkerung an der Sinnhaftigkeit zweifelte. Dann rückten die Finanzen ins Licht: Beim Zuschlag im Jahr 2018 schätzte der Veranstalter die Kosten auf 125 Mrd. Yen (damals knapp 1 Mrd. Euro), aber inzwischen liegen die Ausgaben mit 235 Mrd. Yen (1,5 Mrd. Euro) doppelt so hoch. Die Gründe waren steigende Materialpreise durch den weltweiten Inflationsschub, Arbeitskräftemangel in der Bauindustrie und Designänderungen wie Vorkehrungen gegen die Sommerhitze. Allein der Holzring kostete 214 Mill. Euro. Die Zentralregierung, die Stadt und Präfektur Osaka sowie Privatunternehmen übernehmen jeweils ein Drittel der Baukosten.
Hübsch-hässliches Maskottchen
Bisher wurden erst 10 Millionen Eintrittskarten bei Preisen von 37 Euro für Erwachsene und 18 Euro für Jugendliche verkauft, für die Gewinnschwelle werden 14 Millionen benötigt – ein eindeutiges PR-Desaster. Premierminister Shigeru Ishiba rührte persönlich die Werbetrommel und traf sich mehrmals öffentlichkeitswirksam mit der lebensgroßen Version des Maskottchens Myaku-Myaku („gleichmäßig pulsierend"). Sein seltsames Aussehen könnte einem Albtraum des Horrorautors H.P. Lovecraft entsprungen sein. Ein anderer Schlag ins Kontor war, als Japaner sich in sozialen Medien über die hohen Essenskosten auf der Expo beschwerten, zum Beispiel eine Buchweizennudelsuppe für 25 Euro.
Als der Vorverkauf weiter schwach verlief, erlaubte das Expo-Komitee auch den Ticketkauf am Besuchstag vor Ort. Zuvor musste man sich online im Voraus auf einen Tag festlegen, obwohl das Wetter vielleicht schlecht sein würde. Der Vertrieb konzentrierte sich mit Erfolg darauf, Tickets für Schulausflüge zu verkaufen. Allerdings beschwerten sich prompt einige Schüler auf der Plattform X, sie wären lieber in den Freizeitpark Universal Studios in Osaka mit seiner neuen Nintendo-World gefahren.