Kreditfonds

Private Debt im Schatten von Private Equity

Private Debt ist vor allem als Erfüllungshilfe von Private Equity groß geworden. Das Kapital der Kreditfonds wird volkswirtschaftlich aber auch dringender an anderer Stelle gebraucht.

Private Debt im Schatten von Private Equity

Als Erfüllungsgehilfe von Private Equity hat sich die alternative Anlageklasse Private Debt seit der Finanzkrise prächtig entwickelt. Laut Angaben des Datenanbieters Pitchbook hat sich das weltweite verwaltete Vermögen von Kreditfonds seit 2012 von rund 500 Mrd. Dollar auf zuletzt rund 1,3 Bill. Dollar fast verdreifacht. Das verwaltete Vermögen von Private Equity ist in diesem Zeitraum sogar noch stärker gestiegen: von 1,1 Bill. Dollar auf 3,7 Bill. Dollar. Beide Assetklassen sind also seit der Finanzkrise gewachsen und haben sich gegenseitig zu immer neuen Rekorden getrieben. Insbesondere im mittelständischen Leveraged-Finance-Markt bilden sie auch einfach ein kongeniales Duo: Auf der einen Seite der Private-Equity-Investor, der mit Eigenkapital ein Unternehmen übernimmt und mit einem hohen Fremdfinanzierungsanteil seine Eigenkapitalrendite hebeln will. Auf der anderen Seite der Private-Debt-Investor, der dieses Fremdkapital bereitwillig zur Verfügung stellt, nicht so streng reguliert ist wie Banken, dadurch deutlich größere Finanzierungs­tickets ausstellen kann und zudem schneller im Kreditentscheidungsprozess ist. Win-win.

Es wundert daher nicht, dass laut Deloitte zuletzt immer rund 85% aller Private-Debt-Finanzierungen in Europa einen Private-Equity-Sponsor hatten. Die Frage ist, ob in Kreditfonds aus volkswirtschaftlicher Sicht noch mehr Potenzial steckt. Gebraucht wird das private Kapital in Europa an jeder Ecke. Die digitale und vor allem nachhaltige Transformation der europäischen Wirtschaft wird Investitionen in Billionenhöhe verschlingen. Hinzu kommt, dass Unternehmen in der Corona- und anschließenden Energiekrise viele Investitionen aufgeschoben haben, die nachgeholt werde müssen. Und auch die Milliarden an ausgezahlten Corona-Hilfskrediten gilt es noch sauber zu refinanzieren. Das kann und soll nicht allein von Staaten und Banken geschultert werden.

Dass Private Debt in die Bresche springen kann, deutet die Branche punktuell bereits an. Es gibt durchaus Kreditfonds, die sich stärker auf Unternehmen ohne einen Private-Equity-Investor als Sponsor fokussieren und für die Leveraged Finance lediglich eine Beimischung im Portfolio ist. Als deutsche Beispiele sind Rantum Capital, ELF Capital oder auch H&A Global Investment Management zu nennen. Dieses Geschäft ist jedoch ungleich aufwendiger als das Leveraged-Finance-Geschäft, insbesondere bei der Anbahnung von Transak­tionen. Debt Funds, die stärker im Corporate-Geschäft engagiert sind, haben vor allem zwei Sachen gemein: Die Fonds sind erstens keine Milliarden-Fonds. Je größer der Fonds ist, desto größer ist für den Manager der Druck, dieses Kapital schnell genug zum arbeiten zu bringen. Das geht am einfachsten über den institutionalisierten Leveraged-Finance-Markt. Die Fonds sind zweitens lokal. Sie verfolgen keinen paneuropäischen Ansatz, sondern konzentrieren sich mit Leuten vor Ort auf eine Region. Nur so lässt sich dort ein Netzwerk zu Unternehmern aufbauen, aus dem sich ausreichend Dealflow speist.

Für viele Fondsmanager ist das abschreckend, vor allem für die großen, angelsächsischen Megafonds. Laut Pitchbook hatten im vergangenen Jahr über 80% der aufgelegten Kreditfonds ein Volumen von mindestens 1 Mrd. Dollar, knapp 30% waren sogar mindestens 5 Mrd. Dollar schwer. Der Trend zeigt klar zu größeren Vehikeln. Die Kreditvergabe an Unternehmen (Direct Lending) bleibt dabei die dominierende Investmentstrategie, so­wohl mit Blick auf das aktuelles Fundraising als auch mit Blick auf bereits eingeworbenes, trockenes Kapital. Die hohe Volatilität an den liquiden Kapitalmärkten, verbunden mit den zurückhaltenden Banken und Anleiheinvestoren, spielt Private Debt in die Hände und dürfte die Kreditfonds eher noch weiter ins Leveraged-Finance-Geschäft treiben.

Hoffnung macht aus volkswirtschaftlicher Sicht, dass sich Direct Lender mit zunehmendem Reifegrade stärker zu Vermögensverwaltern weiterentwickeln. Innerhalb der Direct-Lending-Strategien bauen Kreditfonds auf der Risiko-Rendite-Kurve oberhalb und unterhalb der Leveraged-Buy-out-Finanzierung an. Insbesondere darüber gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Spezialfonds, die in deutlich riskantere Unternehmenssituationen investieren können – bis hin zu Distressed-Fonds, die in harte Restrukturierungsfälle investieren. Abseits der Direct-Lending-Strategien sammeln Private-Debt-Manager auch zunehmend Geld für Immobilien- und Infrastrukturfonds ein. Im Gesamtbild machen diese Strategien aber weiterhin nur einen Bruchteil aus. Private Debt könnte mehr als Leveraged Finance, doch die meisten Fonds fühlen sich im Schatten von Private Equity einfach zu wohl.