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Private Equity zapft die Privatanleger an

Private Equity wird für Privatanleger zugänglich. Neue Fonds versprechen höhere Renditen, aber auch geringere Liquidität und komplexe Bewertung. Kooperationen wie Blackrock und Partners Group erleichtern den Zugang.

Private Equity zapft die Privatanleger an

Private Equity zapft über Assetmanager die Privatanleger an

Finanzinvestoren tun sich immer öfter mit klassischen Vermögensverwaltern zusammen. Die Kooperationen werden zum Einlassventil für das Geld der Privatanleger.

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Dass Private Equity den Reichen vorbehalten ist, hat sich spätestens Anfang 2024 geändert. Mit der Einführung einer modernisierten Variante der Eltif-Fonds sollen die Private Markets abseits börsennotierter Wertpapiere „demokratisiert“ werden. Für die Privatanleger wird dabei auf höhere Rendite gehofft, aber gleichzeitig bringt die Asset-Klasse eine geringere Liquidität mit sich und schwieriger durchschaubare Bewertungen der Assets.

Für die Private-Equity-Branche kommt die Öffnung für Privatanleger zum richtigen Zeitpunkt. Denn die Finanzinvestoren haben Probleme mit einem schleppenden Fundraising für ihre neuen Fonds. Institutionelle Investoren zögern mit neuen Investments in die Private Markets, weil sie die selbst gesetzten oder vom Gesetz vorgegebenen Obergrenzen für den Anteil von Private Equity in ihrem Portfolio schon erreicht oder überschritten haben – und weil ihnen Rückflüsse aus ihren Investments fehlen, da die Finanzinvestoren ihre Beteiligungen zurzeit bei hohen Zinsen nicht zu den in den Bilanzen verbuchten Bewertungen losbekommen.

Erste Schwierigkeiten

Vor diesem Hintergrund sind die Privatanleger hochwillkommen. Auch wenn der milliardenschwere Privatanleger-Immobilienfonds von Blackstone bereits in die Schwierigkeiten gekommen ist, die typisch sind für illiquide Assets, die als liquide Investments angeboten werden. Blackstone musste zeitweise die Rückgabe von Fondsanteilen begrenzen, um liquide zu bleiben.

Als Einlassventil für das Geld der Privatanleger, das jetzt stärker in die Private Markets fließen soll, dienen neuerdings zunehmend die klassischen großen Assetmanager mit ihren etablierten Vertriebsnetzen. Sie tun sich mit den Private-Equity-Firmen zusammen, um deren Erfahrung und Produkte zu nutzen. Neuere Kooperationen gibt es unter anderem zwischen Blackrock und Partners Group sowie State Street und Apollo oder The Capital Group und KKR.

Neues Produkt in den USA

Im September haben Blackrock und Partners Group angekündigt, eine „Multi-Private-Markets-Lösung“ zu lancieren, die den Zugang von Privatanlegern zu alternativen Anlagen verändern werde. Dabei beschränkt sich die Zusammenarbeit auf die USA. Das neuartige Produkt soll Zugang zu Private Equity, Private Credit und Real Assets in einem einzigen Portfolio bieten, das von Blackrock und Partners Group verwaltet wird. So werde Investmentberatern ermöglicht, „ein diversifiziertes alternatives Portfolio mit der Einfachheit, Effizienz und den Vorteilen des Praxismanagements eines traditionellen öffentlichen Marktmodells anzubieten“.

„Wir vereinfachen den Zugang von Privatanlegern und Beratern zu den Privatmärkten“, sagte Mark Wiedman, Leiter des Global Client Business bei Blackrock. Privatanleger sollen aus drei Risikoprofilen wählen können. In der Auswahl seien Private Equity, Private Credit und systematische Fonds von Blackrock sowie Private Equity, Growth Equity und Infrastrukturfonds der Partners Group enthalten. Der Private-Equity-Markt wachse pro Jahr um rund 1 Bill. Dollar oder mehr. Laut Analysehaus Cerulli wird der Anteil von Privatanlegern am Vermögen, das in den Private Markets angelegt ist, bis 2026 von 13% auf 23% steigen.

Gebührenstruktur noch nicht bekannt

Über die Gebührenstruktur bei Blackrock/Partners Group ist noch nichts bekannt. Das müsse noch ausgetüftelt werden, wie ein Sprecher betont. Bei Private-Equity-Fonds für Institutionelle sind 2% Verwaltungsgebühr und 20% Gewinnbeteiligung üblich. Doch alternative Zugangswege, die kleinere Beteiligungsbeträge erlauben, sind in der Vergangenheit oft mit hohen Gebühren belastet gewesen. Diese Kosten fressen häufig die erwartete Überrendite im Vergleich zu Aktien und Anleihen komplett auf. Ebenfalls im September gab der Vermögensverwalter State Street Global Advisors, eine Tochter des großen Wertpapierverwahrers, eine Zusammenarbeit mit dem Private-Equity-Riesen Apollo bekannt, um den Zugang von Anlegern zu Private Markets zu erweitern. „Private Anlagen sind einer der am schnellsten wachsenden Sektoren der Finanzindustrie“, sagte Ron OHanley, President und Chief Executive Officer von State Street. „Wir freuen uns, mit Apollo, einem weltweit führenden Anbieter von alternativen Anlagen, zusammenzuarbeiten, um den Zugang zu privaten Märkten weiter zu verbessern und sie einem noch größeren Kreis von Anlegern zugänglich zu machen.“

State Street plant dazu einen börsennotierten Fonds. Der ETF soll sowohl öffentlich gehandelte Anleihen als auch Investments in Private Debt aus dem Bestand von Apollo enthalten. Das Vehikel würde also liquide und illiquide Vermögensgegenstände kombinieren. Die Fondsanteile sollen dann täglich handelbar sein. Für den nötigen Zukauf oder Abverkauf von Private Debt aus dem Fonds will laut Vereinbarung Apollo sorgen.

Für wohlhabende Kunden

Eine vergleichbare Zusammenarbeit, die schon im Mai bekannt gegeben wurde, planen auch der große Assetmanager The Capital Group, dessen Fonds mit einem Gesamtvolumen von 2,6 Bill. Dollar hauptsächlich in Aktien und Anleihen investiert sind, und KKR, gleichsam die Mutter aller Private-Equity-Gesellschaften. Ziel der Zusammenarbeit sei es, Publikumsfonds auf alternative Investments aufzulegen. Die beiden Investmenthäuser richten ihr Angebot an wohlhabende Kunden. Ab 2025 sollen die ersten Produkte aufgelegt werden, die sowohl in herkömmliche Anleihen als auch in Privatkredite investieren. KKR kann seine Investmentstrategien nun über das größere Vertriebsnetz der Capital Group anbieten.

Bei manchen Branchenexperten trifft die Öffnung von Private Equity für jedermann jedoch auf Skepsis. „Es wird viel über eine Demokratisierung von Private Equity gesprochen“, sagt Markus Rohn, Leiter Private Investment Office im Rothschild & Co Wealth Management. Privatleute könnten aber schwer mit dem Illiquiditätsrisiko und dem Selektionsrisiko von Private Equity umgehen. „Nach Gebühren wird nicht viel von der risikoadjustierten Rendite übrig bleiben.“ Besser sei es, Institutionelle höhere Private-Equity-Quoten für die Altersvorsorge zu erlauben.

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