Tokioter Börse

Reförmchen statt Reform

Die Neustrukturierung der Tokioter Börse ist zu einem Reförmchen verkommen. Dies unterstreicht einmal mehr, wie stark die Beharrungskräfte in Japan sind.

Reförmchen statt Reform

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Der Berg kreißte und gebar eine Maus. Treffender lässt sich die Neustrukturierung der Tokioter Börse kaum beschreiben. Über Jahrzehnte folgte ihr Betreiber der Maxime, dass Quantität weit mehr gilt als Qualität. Dafür senkte man die Aufnahmehürden so weit wie möglich. Diese Politik hat den Topix so weit aufgebläht, dass der Index kaum noch als Benchmark taugt. Doch die Reform ist als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet. Egal, ob das oberste Segment nun Topix oder Prime heißt – solange es so divers und heterogen bleibt, erleichtert es ausländischen Investoren die Aktienanlage in Japan nicht. Das neue Top-Segment schrumpfte nur um ein Sechstel und enthält zu viele Winz-Firmen mit Mini-Erträgen. Die Verwässerung der ursprünglichen Vorgaben hat allein politische Gründe. Die Finanzaufsicht mochte sich nicht mit Unternehmen anlegen, die aus Prestigegründen in der Top-Gruppe bleiben wollten. Zugleich nutzten viele Firmen ihre Verbindungen ins Parlament. Das Börsenreförmchen beweist einmal mehr, wie stark die Beharrungskräfte in Japan sind.