Rekordwetten auf US-Zinssenkung
US-Staatsanleihemarkt
Rekordwetten auf
Leitzinssenkung
Von Kai Johannsen
Die momentanen Positionierungen am Markt der US-Staatsanleihen sind schon beeindruckend. Nach Daten der CFTC (Commodities Futures Trading Commission) haben die Positionen in Futures auf zwei-, fünf- und zehnjährige US-Staatsanleihen (US-Treasuries) in der Woche bis zum 9. Juli ein Volumen von 1,083 Bill. Dollar erreicht. Das ist Rekordstand. Gegenüber März dieses Jahres bedeutet dies einen Anstieg um nahezu 30%. Zur Erinnerung: Anfang des Jahres rechnete der Großteil des Marktes mit mehreren Zinsschritten der US-Notenbank und positionierte sich entsprechend. Das wurde im Verlauf des Jahres aufgrund der konjunkturellen Entwicklung und damit einhergehender Anpassungen der Markterwartungen bezüglich der US-Leitzinsentwicklung deutlich nach unten adjustiert. Nun geht der Markt wiederum in die andere Richtung. Denn der Anstieg dieser Future-Positionen auf US-Staatsanleihen zeigt eines recht deutlich: Der Markt rechnet nun mit einem baldigen Schwenk der US-Notenbank in Richtung Zinssenkung. Und die meisten Investoren gehen davon aus, dass dieser im September erfolgen wird. Das könnte dann quasi zeitgleich geschehen mit dem zweiten Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB), bei der Marktteilnehmer ebenfalls davon ausgehen, dass die europäischen Währungshüter Ende des Sommers nachlegen werden. Vor allem da im September neue Projektionen zu Wachstum und Inflation im gemeinsamen Währungsgebiet vorliegen.
Diese Zinserwartung an die Fed spiegelt sich verständlicherweise auch am Kassamarkt wider. Dort ist die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe mit zeitweise 4,15% mittlerweile auf den tiefsten Stand seit Mitte März dieses Jahres gefallen. Seinerzeit war es eine laufende Verzinsung von 4,16%. Gut möglich also, dass der Markt jetzt die Marke von 4% in Angriff nimmt und damit signalisiert, dass sich die Zinssenkungserwartungen an die Fed weiter verfestigen. Bleibt – wie immer – ein Risiko: Makrodaten und/oder Verlautbarungen aus der Fed enttäuschen. Dann sind auch schnell wieder 4,5% im zehnjährigen US-Bereich an der Tagesordnung.