Rückkehr des Witwenmachers
mf
Ihr Vorbild ist George Soros, der die Bank of England vor 30 Jahren zur Kapitulation zwang. Nur dass diese Spekulanten nicht eine Abwertung des Pfund, sondern Kursverluste von japanischen Staatsanleihen erwarten. Ihr Kalkül ist leicht zu durchschauen: Die Bank of Japan (BoJ) hält stur an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest und schwächt dadurch die Landeswährung Yen. Was früher durchaus beabsichtigt war, wird jedoch heute über die forcierte Inflation durch erhöhte Importpreise zum Bumerang für die Wirtschaft. Das kann die BoJ bei einer Inflation wie jetzt im Mai über der Zielrate von 2% doch nicht lange durchhalten, sagen sich die Trader. Doch mit solchen Annahmen haben sich schon viele vermeintlich kluge Köpfe eine blutige Nase in Japan geholt – für die Wetten gegen Japans Anleihemarkt hat sich nicht zufällig die Bezeichnung „Witwenmacher“ eingebürgert. Gouverneur Haruhiko Kuroda dürfte sein Erbe jedenfalls bis zu seinem Amtsende im April 2023 verteidigen. Nach seiner Überzeugung kann Japan eher einen schwächeren Yen als höhere Zinsen verkraften.