KommentarSoftwarekonzern

SAP-Jubel durch die rosarote Brille

Auch wenn SAP sehr gute Zahlen für das erste Quartal vorgelegt hat, ist das Jahr noch lange nicht zu Ende. SAP selbst ist zwar gut aufgestellt, aber vielleicht nicht alle Kunden. Was den Walldorfern doch noch vor die Füße fallen könnte.

SAP-Jubel durch die rosarote Brille

SAP

Durch die
rosarote Brille

Von Nadine Klees

Das Analystenlob gilt primär den ersten drei Monaten des Jahres. Dabei ist der Blick nach vorn weniger eindeutig.

Bei all den lobenden Worten für SAP und all den Transformationsleistungen des Walldorfer Softwarekonzerns kurz ein paar nüchterne Worte. Ja, es stimmt: SAP hat ihren guten Lauf im ersten Quartal fortgesetzt, zum Teil sogar positiv überrascht, die Prognose für das laufende Jahr bestätigt und in turbulenten Zeiten Kurs gehalten. Das darf natürlich anerkannt werden – oder um es mit den durchaus treffenden Worten von CEO Christian Klein zu formulieren: SAP hat die Hausaufgaben gemacht. Doch muss man sich bei all den guten Nachrichten nicht trotzdem die Frage stellen: Werden die externen Einflüsse des Weltgeschehens vor lauter Freude gerade nicht etwas kleingeredet?

Die Aktie hebt nach Bekanntgabe der Zahlen ab. Analysten sind erleichtert. Man darf aber nicht vergessen: Das Lob gilt vor allem den ersten drei Monaten des Jahres. Dabei wird es erst interessant. US-Präsident Donald Trump hat beim Zollthema nämlich nur eine Verschnaufpause eingelegt – zu früh zum Aufatmen. Und auch wenn SAP von möglichen Zöllen nicht betroffen sein wird, lässt sich eine Sache nicht komplett ausblenden: Wenn es den Kunden von SAP schlecht geht, müssen diese irgendwo Kosten einsparen, vielleicht auch IT-Budgets kürzen. Das heißt, indirekt könnte SAP dennoch betroffen sein. Das hatten Analysten zwar vor den Quartalszahlen bereits angemerkt. Aber irgendwie scheint dieses Argument seit vorgestern an Gewicht verloren zu haben. Dabei hat sich an der derzeitigen Unsicherheit seitdem nichts geändert.

Währungskurs bleibt große Unbekannte

Der zweite Punkt ist: Ja, SAP hat ihren Ausblick bestätigt. Aber der Vorstand sagt selbst: Um das obere Ende der Spanne zu erreichen, ist ein sehr günstiger Verlauf der aktuellen Handelskonflikte nötig. Und auch, wenn die vertraglich bereits festgezurrten Umsätze, der Current Cloud Backlog, ebenfalls in einem guten Licht erscheinen, gibt es doch eine weitere Unsicherheit: nämlich den Währungskurs, wenn der Dollar so abwertet wie die vergangenen Tage. Denn SAP macht einen Großteil seines Geschäfts in den USA.

Ein Analyst schreibt: Die starken Quartalszahlen überschatten gerade die makroökonomische Lage. Die Themen bleiben aber nach wie vor aktuell und könnten über kurz oder lang – vielleicht auch erst zeitverzögert – bei den Walldorfern ankommen. CEO Klein hat die vergangenen Jahre daran gearbeitet, das Unternehmen für die Zukunft fit zu machen. Aber auf jemanden wie Donald Trump kann man sich einfach schwer vorbereiten.

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