KommentarAuslandsinvestoren

Saudi-Arabien wird in Deutschland salonfähig

Private Equity öffnet dem bisher in Deutschland verpönten, aber billionenschweren Staatsfonds PIF aus Riad eine neue Hintertür.

Saudi-Arabien wird in Deutschland salonfähig

Auslandsinvestoren

Saudi-Arabien
wird salonfähig

Von Christoph Ruhkamp

Als der Journalist Jamal Khashoggi im Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul erdrosselt, zersägt und in Plastiktüten verpackt worden war, gingen internationale Geschäftspartner für eine Weile auf Distanz zum saudischen Kronprinzen und faktischen Staatschef Mohammed bin Salman. Diese Zeiten sind längst vorbei. Saudi-Arabien ist als Investor salonfähig. Hätte es dafür noch eines Beweises bedurft, dann wäre es jetzt der milliardenschwere Einstieg des saudischen Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) beim deutschen Aufzugshersteller TK Elevator.

Eine Zeitlang zweite Wahl

Eine Zeit lang hat es mit Bezug auf arabische Investoren eine Rangordnung gegeben in Deutschland: Abu Dhabi, Kuwait oder Qatar sind in jeder Hinsicht willkommen. Saudi-Arabien dagegen trat meist nur als Cornerstone-Investor bei Börsengängen wie dem der Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera auf. Deren Elektroden landen in Elektrolyseuren in Saudi-Arabiens Zukunftsstadt Neom, als deren Chairman der Ex-Siemens-CEO Klaus Kleinfeld engagiert wurde. Und Ex-RWE-Chef Peter Terium baut in Neom für 5 Mrd. Dollar eine grüne Wasserstoffproduktion.

Bei Helfern nicht wählerisch

Der neue Zugang zu Deutschland eröffnet sich für Saudi-Arabien nun über Finanzinvestoren, die einen Teilausstieg aus ihren Investments brauchen, damit sie ihren institutionellen Geldgebern etwas zurückzahlen können. In diesem Fall sind es Advent und Cinven, die bei TK Elevator rauswollen. Der Staatsfonds PIF fungiert dabei nicht nur als Helfer zur Vorbereitung des Exits der Private-Equity-Firmen. Er muss auch dem Unternehmen selbst als Käufer der neuen Aktien bei der Kapitalerhöhung willkommen sein. Denn TK Elevator ist laut Daten der Ratingagentur S&P mit satten 13 Mrd. Euro verschuldet. Das ist das Achtfache vom operativen Gewinn. Da kann man bei der Wahl der Helfer nicht zimperlich sein. Sonst schafft man es niemals an die Börse, die so starke Verschuldung nicht akzeptiert.

Schade nur, dass als Gegenleistung für die Kapitalspritze ein Teil der Fertigung an den Golf abwandert. Saudi-Arabiens 1 Bill. Dollar schwerer Staatsfonds PIF nutzt sein Geld zunehmend, um ausländische Unternehmen zu Investitionen im Königreich zu bewegen. Wie TK Elevator kamen auch der chinesische Computerhersteller Lenovo und der japanische Investor Softbank mit Produktion im Tausch für Kapital ins Land. Das hilft, die ehrgeizige Vision 2030 des Kronprinzen zu erfüllen und die Wirtschaft vom Öl weg zu diversifizieren.

Private Equity öffnet dem in Deutschland bisher verpönten, aber billionenschweren Staatsfonds PIF aus Riad eine neue Hintertür.

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