KommentarGoogle-Urteil

Spiel der Giganten

Der Sieg der US-Kartellwächter im Prozess gegen Google berührt nicht nur das Geschäftsmodell des Suchmaschinengiganten, sondern auch die Gefechtslage von Big Tech untereinander.

Spiel der Giganten

Google-Urteil

Das Spiel
der Giganten

Von Heidi Rohde

Der Sieg der US-Kartellwächter im Prozess gegen Google berührt nicht nur deren Geschäftsmodell, sondern auch die Gefechtslage von Big Tech untereinander.

Nahezu jedes „wegweisende“ Gerichtsurteil in einem Kartellprozess gegen Big Tech hat in der Vergangenheit bei den Konsequenzen eine einschlägige Richtung vermissen lassen. Im Falle des jüngsten Etappensiegs des US-Justizministeriums gegen Google, der nun monopolistischer Machtmissbrauch zum Erhalt ihrer Vormachtstellung im Suchmaschinenmarkt attestiert wird, ist das nicht anders. Denn konkrete Maßnahmen, die die aus Sicht des Richters unrechtmäßige Unterdrückung des Wettbewerbs abstellen sollen, werden in einem separaten Prozess ermittelt und damit auf die lange Bank geschoben. Ein Alleinstellungsmerkmal hat das Verfahren allerdings: Betroffen sind nicht nur kleinere Suchmaschinenbetreiber, sondern zahlreiche Technologieschwergewichte, die sich aus unterschiedlichen Gründen von der Google-Mutter Alphabet kaufen ließen und damit auch zugleich ihresgleichen in Schach gehalten haben.

Schulterschluss mit Apple

Das betrifft in erster Linie Apple, die seit Jahren mit Google einen Suchmaschinen-Deal vereinbart hat, der dem iPhone-Hersteller Zahlungen von rund 20 Mrd. Euro im Jahr sichert. Das ist aktuell nicht nur rund ein Viertel vom Jahresumsatz der margenträchtigen Service-Sparte, sondern darüber hinaus sehr wahrscheinlich eine beachtliche Triebfeder für das eigenständige Wachstum dieser Services, bei denen mitunter auch die Google-Suche zu Apple führt. Der Schulterschluss der beiden Giganten kommt einer Breitseite gegen einen Dritten gleich. Die Chancen von Microsoft, im Suchmaschinenmarkt einen Fuß auf die Erde zu bekommen, wurden damit praktisch zunichtegemacht. Daran hat auch die „Kooperation“ des Windows-Konzerns mit ChatGPT bisher wenig geändert.

Hoher Aufwand

Denn auch andere Partner von Google wie Betreiber von Webbrowsern oder Smartphone-Entwickler und -Hersteller waren einem solchen Cash-Deal keineswegs abgeneigt, nachdem sie erkennen mussten, dass die Suche einen stetigen hohen Entwicklungsaufwand erfordert und der Marktanteil von Google durch langjährige Nutzergewohnheiten stark gestützt wird. Welche Probleme beim Aufbrechen langjähriger Monopole bestehen, hat auch das EU-Verfahren zu Google Maps gezeigt, dessen Zwangsinstallation bei den Smartphone-Herstellern, die die Systemsoftware Android nutzen, Google nicht mehr verlangen darf. An der Dominanz von Maps hat es bisher nichts geändert. Die Realität zu regulieren ist ein zähes Geschäft.

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