MarktplatzTrump gegen die US-Notenbank

Spiel mit dem Feuer

Mit seinem Angriff auf die US-Notenbank Federal Reserve und ihren Chairman Jerome Powell spielt US-Präsident Donald Trump mit dem Feuer. Er riskiert eine sich intensivierende Dollar-Schwäche, die Flucht ausländischer Anleger aus Treasuries und sogar eine Finanzkrise.

Spiel mit dem Feuer

Trump vs. Powell

Spiel mit dem Feuer

Von Dieter Kuckelkorn

Mit seinem Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed riskiert Trump eine Finanzkrise.

Die jüngste Tirade des US-Präsidenten Donald Trump gegen den amerikanischen Notenbankchef Jerome Powell ist vom Inhalt und von der Form her nicht nur für die USA höchst ungewöhnlich. Trump fordert nicht nur einen geldpolitischen Kurswechsel mit raschen Zinssenkungen, sondern bezeichnet Powell auch als „Loser“ und strebt erklärtermaßen seine Absetzung an. Zuletzt hat es Ähnliches vor einigen Jahren in der Türkei gegeben. Die Marktreaktionen sind in beiden Fällen gleich: Die türkische Lira geriet damals noch stärker unter Druck und aktuell gilt dasselbe für den Dollar, der gegenüber seinem Hoch vom 10. Januar inzwischen rund 10% eingebüßt hat.

Die Märkte reagieren allergisch darauf, dass die Unabhängigkeit der Notenbank von der Politik infrage gestellt wird und – was wohl noch schwerer wiegt – dass die von der Regierung geforderte Politik gelinde gesagt unkonventionell ist. Trump lässt nicht gelten, dass durch seine Zollpolitik Inflationsgefahren bestehen, er will eine rasche Ankurbelung der Konjunktur um praktisch jeden Preis. Der zu erwartende weitere Verfall des Dollar sollte ihn aber durchaus beunruhigen: Seine Wirtschaftsberater hatten eigentlich gehofft, dass ein temporärer Anstieg des Dollar die Wirkung der Zölle für die amerikanischen Konsumenten − seine Wähler − dämpft, wenngleich ein schwächerer Dollar durchaus ein erklärtes langfristiges Ziel Trumps ist, um dadurch der amerikanischen Industrie wieder zu mehr Wettbewerbsfähigkeit zu verhelfen.

Amtszeit Powells endet in einem Jahr

Trump spielt hier mit dem Feuer zu einer Zeit, in der sämtliche amerikanischen Assetklassen wie Treasuries, Aktien und der Dollar bereits unter Druck stehen, weil sie von internationalen Anlegern zunehmend gemieden werden. Die USA sind aber nach wie vor darauf angewiesen, dass das Ausland das doppelte Defizit in Staatshaushalt und Handelsbilanz finanziert. Sollten diese Finanzströme plötzlich und ungeordnet abbrechen, droht den USA ein Schock aus sprunghaft steigenden Zinsen am Kapitalmarkt, sich noch viel stärker verteuernden Importen, damit Stagflation, und aufgrund der sehr umfangreichen spekulativen Engagements von Hedgefonds am Treasury-Markt sogar eine Finanzkrise. Die Gefahr ist umso realer, als den Marktteilnehmern wohl bewusst ist, dass die Amtszeit Powells in rund einem Jahr endet. An den Märkten wird allgemein befürchtet, dass ein von Trump ausgewählter Nachfolger die Fed dem Willen des Präsidenten mit langfristiger Wirkung unterwerfen würde, die dann Trumps wenig berechenbarer Politik zu folgen hätte.

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