Strahlendes Blau ist Anlegern egal
Allianz Global Investors
Strahlendes Blau ist Anlegern egal
Fondsanbieter sind aus Kundensicht austauschbar. Daher sollten Assetmanager einen nüchternen Blick auf etwaige Fusionen werfen.
Von Jan Schrader
An Angeboten für Fondsanleger mangelt es nicht. Laut BaFin sind 12.100 Investmentfonds, aka „Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere“ (Ogaw), in Deutschland zum Vertrieb zugelassen. Die Welt wäre kaum ärmer an Investmentideen, gäbe es nur halb so viele Fonds oder auch nur ein Viertel davon. Das Gleiche gilt für Marken. Anlageuniversum, Performance und Kosten zählen, aber Stallgeruch haftet den Produkten nicht an. Anlegern ist es meistens einerlei, welches Haus hinter einem Fonds steht.
Das mangelnde Profil ist für Fusionsüberlegungen relevant. Ob Allianz Global Investors die nächste Kandidatin für eine wie auch immer geartete Fusion, Zerlegung oder Partnerschaft ist, wie spekuliert wird, muss sich zeigen. Ad-hoc-pflichtig sind die Überlegungen offenbar nicht, denkbar wäre ein solcher Schritt allemal. Allianz Global Investors kämpft schon geraume Zeit im Neugeschäft. Selbst die Strahlkraft einer starken Marke wie der Allianz ist im Fondsgeschäft offenbar überschaubar.
Gewicht hat eine Marke zuweilen noch in der Zunft der Vertriebsleute. In der Welt von Sparkassen und Genossenschaften hat die Zugehörigkeit von Produktanbietern zur Finanzgruppe für die Verantwortlichen bekanntlich einen hohen Stellenwert. Doch Anlegern wird es weniger wichtig sein, aus welchem Haus ein Investmentfonds konkret stammt. Die Commerzbank hatte die Cominvest im Jahr 2009 an die Allianz verkauft, offenbar in der Erwartung, dass die Anleger keinen allzu hohen Wert auf hauseigene Produkte legen. Die Kundschaft der HypoVereinsbank hing weder an Activest noch an Pioneer. Amundi ist ihnen offenbar genauso recht.
Prinzip „b2C2C“
Der deutsche Branchenprimus DWS hat sich mit einer nachgelagerten Rolle bereits abgefunden. Firmenchef Stefan Hoops hatte im Sommer skizziert, dass Assetmanager künftig oft nur die Produktbausteine bereitstellen werden. Er schreibt ihnen ein kleines „b“ in der Anbieterkette zu, also „b2B2C“, für den Konsumenten unsichtbar. Als ETF-Schmiede und Lieferant für fondsgebundene Versicherungen ist die DWS für Endanleger oft nicht unmittelbar als Produktgeberin erkennbar.
Und andere Fondshäuser? Fusionsüberlegungen sollten sich vor allem um Fragen der Skaleneffekte, Firmenkultur, Komplexität und natürlich um den Verkaufspreis drehen. Strahlkraft der Marke oder die Produktvielfalt sind für die Anleger sekundär. Und damit mittelbar für die Branche. Ob Allianz Global Investors fortbesteht oder nicht, hängt nicht am strahlenden Blau der Mutter.